Page 36 - Integriertes Klimafolgenanpassungskonzept für die Stadt Essen
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Zone 5: Gebiete mit stadtklimarelevanter Belüftungsfunktion

               Eine gute Belüftungssituation in der Stadt trägt wesentlich zur Qualität ihres Mikroklimas bei. Durch
               einen guten Luftaustausch können überwärmte Luftmassen aus den Stadtgebieten abgeführt und
               durch kühlere Luft aus dem Umland ersetzt werden. Weiterhin können mit Schadstoffen angereicherte
               Luftmassen durch Frischluft ersetzt und die vertikale Durchmischung der Luft erhöht werden. Neben
               der Schutzzone der stadtklimarelevanten Grünflächen und Freiräume werden auch die für den Luftaus-
               tausch wichtigen Leitbahnen als stadtklimatische Ausgleichsräume in der Handlungskarte Hitze ausge-
               wiesen.

               Die stadtklimarelevanten Luftbewegungen des autochthonen Windfeldes aus der Kaltluftsimulation
               sind in die Handlungskarte übernommen worden, wenn diese eine stadtklimatisch positive Belüftungs-
               funktion einnehmen oder an hitzebelastete Stadtgebiete angeschlossen sind. Entlang dieser mit Pfeilen
               gekennzeichneten Bereichen findet bei Schwachwindlagen eine Belüftung des überwärmten Bereichs
               durch Kaltluftzufluss oder Flurwinde statt. Der direkte Kaltluftzufluss findet hierbei über das Relief
               bzw. Luftleitbahnen statt, wohingegen Flurwinde thermisch bedingte Ausgleichsströmungen darstellen.
               Die Temperaturunterschiede zwischen dicht bebauten Bereichen und stadtklimatischen Ausgleichsflä-
               chen führen zu Luftdruckunterschieden, die durch Winde ausgeglichen werden. Kaltluftströme sind
               empfindlich und können durch Hindernisse gestört werden oder zum Erliegen kommen. Die in der
               Handlungskarte ausgewiesenen Bereiche der Zone 5 sind aus stadtklimatischer Sicht für die lokalen
               Windströmungen während austauscharmer Wetterlagen von besonderer Bedeutung. Bauliche Eingriffe
               in diese Bereiche werden zu Einschränkungen der lokalen thermisch induzierten Windsysteme führen.
               Die Folgen können eine geringere Abkühlung in heißen Sommernächten und ein verringerter Luftaus-
               tausch sein.


               Maßnahmenvorschläge:
               Die in der Handlungskarte ausgewiesenen Luftleitbahnen sind aufgrund ihrer Bedeutung für die stadt-
               klimatische Situation im Bereich der Hitzebelastungsgebiete von hoher Relevanz. Dementsprechend ist
               ihre positive stadtklimatische Funktion schützenswert. Zur Unterstützung der Funktion von Luftleit-
               bahnen sollten folgende Maßnahmen verfolgt werden:
                     Beachtung der Funktion der Luftleitbahnen bei künftigen Planungen/Bautätigkeiten
                     zusätzliche Emittenten vermeiden, Minimierung und Optimierung bestehender Emittenten
                      durch neue Technologien
                     Vermeidung von Riegelwirkungen durch Bebauung
                     Vermeidung von hoher und dichter Vegetation (Bäume und Sträucher) im Bereich von Luftleit-
                      bahnen, Vermeidung von Aufforstungen in diesen Bereichen
                     Übergangsbereiche zwischen den Luftleitbahnen und der Bebauung sollten offen gestaltet
                      werden, um einen guten Luftaustausch zu fördern.
               Zur Unterstützung der Belüftungsfunktion wird die Anlage zusätzlicher rauigkeitsarmer Grünzonen im
               Umfeld einer Luftleitbahn empfohlen. Hierzu sollte entlang der Belüftungsbahn unbedingt auf weitere
               Strömungshindernisse verzichtet und im bebauten Bereich die Entsiegelung von Flächen angestrebt
               werden. Dies kann schwerpunktmäßig im Rahmen einer Umnutzung von Flächen oder auch in Verbin-
               dung mit Begrünungsmaßnahmen und einer Grünvernetzung geschehen.
               Potenzielle negative Auswirkungen durch Bau- und Planverfahren in Bereichen der Zone 5 sind durch
               einen stadtklimatischen Fachbeitrag qualitativ und quantitativ näher zu untersuchen. Bei einer Bebau-
               ung dieser Flächen sollten entsprechende Maßnahmen ergriffen werden, um mögliche negative Aus-
               wirkungen abzumildern. Es wird empfohlen, die Auswirkungen geplanter Veränderungen durch eine
               mikroskalige Modellierung zu überprüfen.










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