Page 32 - Integriertes Klimafolgenanpassungskonzept für die Stadt Essen
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hohen Flächenkonkurrenz. Platzmangel setzt hier enge Grenzen für Maßnahmen zur klimatischen Opti-
mierung, bioklimatische Extreme können nur abgemildert werden.
Die generelle Anfälligkeit gegenüber einer Hitzebelastung ergibt sich in der Zone 1 der Handlungskarte
aus der typischen, hoch versiegelten Bebauungsstruktur der Stadtzentren, insbesondere der Bereiche,
die überwiegend als Dienstleistungszentrum genutzt werden. Dies sind Problemgebiete mit höherer
Anfälligkeit als reine Wohngebiete geringerer Baudichte.
Darüber hinaus fallen in diese Zone auch fast alle Kernbereiche der Gewerbe- und Industrieflächen.
Die insgesamt hohe Flächenversiegelung, teilweise bis zu 90 %, bewirkt in diesen Bereichen eine starke
Aufheizung tagsüber und eine deutliche Überwärmung nachts. Die Hitze tagsüber kann zu einer Ver-
minderung der Produktivität der in diesen Bereichen beschäftigten Menschen führen. Der nächtliche
Überwärmungseffekt kann hier eine der Innenstadt entsprechende Ausprägung erreichen. Aufgrund
der Gebäudegröße und der Gebäudeanordnung in den Gewerbe- und Industriegebieten kann sich das
Windfeld verändern. Dies äußert sich potenziell durch Düseneffekte im Bereich der Werkhallen, die je-
doch nicht zwangsläufig mit immissionsverbessernden Effekten einhergehen. Besonders problematisch
sind unmittelbar an das Zentrum angrenzende Gewerbe- oder Industriekomplexe, die aufgrund der
hohen Versiegelungsrate eine stark eingeschränkte nächtliche Abkühlung aufweisen. Im Zusammen-
spiel mit dichter Stadtbebauung könnten sich große Wärmeinseln ausbilden. Die dicht bebauten In-
dustrie- und Gewerbegebiete sind aus klimatischer wie auch aus lufthygienischer Sicht als ausgeprägte
Lasträume zu bezeichnen. Einige Gewerbegebiete weisen zum Teil eine stärker durchgrünte Struktur
auf und sind dann etwas weniger stark von Hitzebelastung betroffen.
Ein häufiges Problem der hoch verdichteten Stadt- und Innenstadtflächen sowie der Industrie- und
Gewerbeflächen ist auch, dass hier über den erhitzten Oberflächen die Kaltluft aufgezehrt wird und
den angrenzenden Gebieten nicht mehr im vollen Umfang zur Verfügung steht.
Eine Ausdehnung von Flächen der stadtklimatischen Lasträume im Stadtgebiet ist möglichst zu vermei-
den, beispielsweise durch Umsetzung von Klimafolgenanpassungsmaßnahmen bei zukünftigen Bauvor-
haben.
Maßnahmenvorschläge:
Sinnvolle Maßnahmen in den hochverdichteten Bereichen haben zum Ziel, durch Verringerung der
Hitzeentwicklung am Tag die Aufenthaltsqualität zu steigern. Je nach Eigentumsverhältnissen sind
hierbei die Kommune oder Personen mit privatem Immobilieneigentum zuständig. Es können Maßnah-
men auf Gebäudeebene und Maßnahmen zur Anpassung der städtischen Infrastruktur herangezogen
werden.
Viele Verkehrsflächen leisten aufgrund ihrer dunklen Farbe und Materialien einen großen Beitrag zur
Aufheizung von Stadtgebieten. Verschattungen oder hellere Farben können hier zu einer Hitzevermei-
dung am Tag sowie zu einer Verringerung der nächtlichen Überwärmung führen. Ein weiterer Aspekt
ist die Verschattung und/oder Begrünung und damit verbundene Verringerung der Aufheizung von
ÖPNV-Haltestellen. Über eine Mehrfachnutzung versiegelter Flächen, zum Beispiel von Parkplätzen, die
tagsüber von Angestellten und abends von Gästen in der Stadt genutzt werden, kann die Flächeninan-
spruchnahme durch ruhenden Verkehr beschränkt werden. Da bewegtes Wasser einen besonders gro-
ßen Beitrag zur Kühlung der Luft leisten kann, ist es sinnvoll, zu ermitteln, an welchen Stellen zusätz-
lich verrohrte Wasserläufe reaktiviert werden können. Hier gilt es, Synergien mit dem Überflutungs-
schutz zu finden und gemeinsame Lösungen zu erarbeiten.
Hitzebelastungen in Industrie- und Gewerbegebieten betreffen in erster Linie die tagsüber dort tätigen
Menschen. Hier sind Klimafolgenanpassungsmaßnahmen notwendig, um die Produktivität zu erhalten
und gesunde Arbeitsbedingungen zu schaffen. Hauptsächlich sind hier die Unternehmen selbst gefragt,
um Klimafolgenanpassungsmaßnahmen umzusetzen. Im Sinne des Klimaschutzes gilt es, einen erhöh-
ten Stromverbrauch durch den Einsatz von Klimaanlagen zu vermeiden. Maßnahmen, die zu einer Ver-
besserung der Situation in den Lasträumen der Gewerbe- und Industrieflächen führen, bestehen in ers-
ter Linie in der Entsiegelung (Altlastenproblematik beachten) und dem Erhalt sowie der Erweiterung
von Grünflächen und Freiräumen. Auch Gebäudebegrünungen (insbesondere Fassadenbegrünungen)
können ebenfalls einen positiven Beitrag zur Verbesserung der Arbeitsverhältnisse leisten. Die
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