Page 35 - Integriertes Klimafolgenanpassungskonzept für die Stadt Essen
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Zone 4: Gebiete der stadtklimarelevanten Grünflächen und Freiräume
Im gesamten Untersuchungsgebiet der Stadt Essen wurden Grünflächen und Freiräume bezüglich ihrer
Relevanz für das Stadtklima bewertet. Vegetationsflächen haben eine bedeutende Wirkung auf das Lo-
kalklima, da sie einerseits die nächtliche Frisch- und Kaltluftproduktion ermöglichen und andererseits
tagsüber thermisch ausgleichend wirken. Innerstädtische und siedlungsnahe Grünflächen beeinflussen
die direkte Umgebung hinsichtlich mikroklimatischer Aspekte positiv. Sie spielen eine Rolle als lokale,
innenstadtnahe Aufenthaltsräume, die es als klimatische Gunsträume und zur Naherholung zu erhalten
gilt.
Grünflächen mit einer hohen Klimaaktivität sind vor allem Gebiete mit direktem Bezug zu stadtklimati-
schen Lasträumen, wie z.B. innerstädtische und siedlungsnahe Grünflächen oder Freiräume, die im Ein-
zugsgebiet eines Kaltluftsystems liegen. Innerhalb der bebauten Bereiche sind vorhandene Grünflächen
überwiegend mit den höchsten Empfindlichkeiten und Restriktionen gegenüber Nutzungsänderungen
versehen. Am Siedlungsrand fördern Grünflächen und Freiräume den Luftaustausch. Größere zusam-
menhängende Freiräume stellen ein hohes klimatisch-lufthygienisches Regenerationspotenzial dar. Die
Ergebnisse der Kaltluftberechnungen zeigen, dass viele Flächen im Außenbereich über Luftleitbahnen
an hitzebelastete Stadtteile angebunden sind. Die Kaltluft wird dabei über den Freiräumen und Grün-
flächen gebildet und über Luftleitbahnen oder über das Relief in die hitzebelasteten Bereiche transpor-
tiert. Entsprechend sind Freiräume und Grünflächen, insbesondere wenn sie an überhitzte Bereiche an-
gebunden sind, als Kaltluftlieferanten schützenswert.
Maßnahmenvorschläge:
Die Flächen der Zone 4 sind mit einer hohen Empfindlichkeit gegenüber nutzungsändernden Eingriffen
bewertet. Nutzungsänderungen, die einen höheren Versiegelungsgrad verursachen, können zu bedenk-
lichen klimatischen Beeinträchtigungen führen. Sinnvolle Maßnahmen in der Zone 4 der Handlungs-
karte sind:
innerstädtische Grünflächen vorrangig erhalten, untereinander vernetzen und bei Bedarf in
ihrer Funktion aufwerten
parkartige Strukturen von innerstädtischen Grünflächen erhalten und bei Bedarf optimieren
Straßenbegleitgrün erhalten und bei Bedarf erhöhen
großflächige Aufforstungen im Bereich von Kaltluftbildungs- und Kaltluftabflussflächen ver-
meiden
Übergänge zu den bebauten Bereichen durchlässig gestalten.
Innerhalb von stadtklimarelevanten Kaltluftentstehungsgebieten, die über Luftleitbahnen kühle Umge-
bungsluft für überwärmte Stadtbereiche bereitstellen können, sollten keine großflächigen Aufforstun-
gen stattfinden, um den Transport der Kaltluft nicht zu behindern. Stadtnahe und innerstädtische
Grünflächen sollten zur Abmilderung der Hitzebelastungen erhalten und gegebenenfalls weiterentwi-
ckelt werden. Zur Sicherung einer guten Belüftung sind auch hier großflächige Aufforstungen zu ver-
meiden. Innerstädtische Grünflächen weisen idealerweise eine parkartige Struktur mit großkronigen
Einzelbäumen, Baumgruppen und Sträuchern auf und sollten möglichst nicht als reine Rasenflächen
angelegt oder erhalten werden. Die Funktionen der Grünflächen und Freiräume sind auch im Zusam-
menhang mit weiteren Klimawandelfolgen zu betrachten. Bei der Artenauswahl im Rahmen von Pflan-
zungen ist zu beachten, dass diese an zukünftig zunehmend zu erwartende Extremwetterlagen, wie
Trockenperioden und Sommerstürme, angepasst sind. Eine Auswahl geeigneter Pflanzenarten zur Be-
grünung sollte berücksichtigt werden. Grünflächen können als multifunktionale Flächen gerade inner-
städtisch einen wertvollen Beitrag zur Regenwasserretention und damit zur Abschwächung der Folgen
von Starkregenereignissen leisten. Potenzielle negative Auswirkungen durch Bau- und Planverfahren in
Bereichen der Zone 4 sind durch einen stadtklimatischen Fachbeitrag qualitativ und quantitativ näher
zu untersuchen. Bei einer Bebauung dieser Flächen sollten entsprechende Maßnahmen ergriffen wer-
den, um mögliche negative Auswirkungen abzumildern.
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