Page 104 - Integriertes Klimafolgenanpassungskonzept für die Stadt Essen
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G6 Auswahl klimaresilienter Baumarten
Ziel/e der Maßnahme
Erhalt und Ausweitung der Biodiversität im städtischen Bereich. Zusätzlich wird durch klimaange-
passte Baumarten der Pflegeaufwand (Bewässerung, Schädlingsbefall) reduziert.
Beschreibung
Stadtbäume müssen sich auf veränderte, durch den Klimawandel verursachte Bedingungen einstel-
len. Insbesondere die zunehmende Sommerhitze in den Städten und damit verbundene sommerliche
Trockenperioden erfordern eine gezielte Auswahl von geeigneten Stadtbäumen für die Zukunft.
Wärmeresistente Pflanzenarten mit geringem Wasserbedarf sind zukünftig besser für innerstädtische
Grünanlagen und als Straßenbegleitgrün geeignet. Um eine ausreichende Vielfalt mit Pflanzenarten,
die eine sehr hohe Trockenstresstoleranz haben, zu erreichen, ist es notwendig, neben heimischen
Arten auch Arten aus Herkunftsgebieten mit verstärkten Sommertrockenzeiten zur Bepflanzung her-
anzuziehen. Durch eine erhöhte Artenvielfalt im städtischen Raum kann möglichen Risiken durch
neue, wärmeliebende Schädlinge vorgebeugt werden. Durch innovative Bewässerungsverfahren (vgl.
G7) können im Einzelfall auch weniger trockenresistente Arten zum Einsatz kommen.
In einer vom Bund deutscher Baumschulen (BdB) in Auftrag gegebenen Studie wurden am Lehrstuhl
für Forstbotanik der TU Dresden (Roloff & Gillner 2007) 250 Gehölzarten auf ihre Eignung als Stadt-
bäume bei einem prognostizierten Klimawandel bewertet. Dafür wurde eine neue Klima-Arten-Mat-
rix (KLAM) entwickelt, die Trockenstress-Toleranz und Winterhärte in jeweils vier Abstufungen (sehr
geeignet, geeignet, problematisch, sehr eingeschränkt geeignet) als entscheidende Kriterien heran-
zieht. Neben bisher im innerstädtischen Bereich verwendeten Gehölzen wurden auch nichtheimische
Baumarten aus Herkunftsgebieten mit ähnlichen Wintertemperaturen und verstärkten Sommertro-
ckenzeiten in die Bewertung aufgenommen.
Bei der Auswahl von geeigneten Baumsorten für die Begrünung im innerstädtischen Raum, dies gilt
für eine Begrünung von Straßenzügen ebenso wie bei Parkbäumen, sind zudem Faktoren wie Stand-
ortansprüche und Verkehrssicherheit zu beachten. Darüber hinaus emittieren verschiedene Baumar-
ten unterschiedlich große Mengen an flüchtigen organischen Stoffen, die zur Bildung von Ozon bei-
tragen. Diese Bäume können so zu einer Erhöhung der Ozonbelastung beitragen und sind nicht zur
Straßenbegrünung geeignet. Eine Auswahl an Pflanzenarten, die wenig biogene Kohlenwasserstoffe
emittieren, findet sich bei Benjamin und Winer (1998). Der Klimawandel wirkt sich zudem auf die
Pollenproduktion verschiedener Arten aus. Es kann davon ausgegangen werden, dass die Zahl der
Pollen mit zunehmendem Klimawandel ansteigen wird. Dies ist einerseits auf neue Arten zurückzu-
führen (z.B. Ambrosia). Andererseits geht man davon aus, dass durch die veränderte Phänologie auch
heimische Arten (z.B. Birke) vermehrt Pollen produzieren werden. Neben der Beachtung der Produk-
tion von biogenen Kohlenwasserstoffen sollte zudem auf die Allergenität der Baumarten geachtet
werden.
Umsetzungsbeteiligte
Grün und Gruga, Umweltamt, Amt für Stadtplanung und Bauordnung, Amt für Straßen und Verkehr
Wesentliche Umsetzungsschritte und -instrumente
Die Klima-Arten-Matrix für Stadtbaumarten (Roloff & Gillner 2007) kann eine Entscheidungshilfe
bei der Anpflanzung von Bäumen in der Stadt sein. Eine weitere Straßenbaumliste mit fachlichen
Empfehlungen wird vom Arbeitskreis Stadtbäume der Grünflächenamtsleiterkonferenz (GALK 2015)
herausgegeben und aktualisiert. Es werden verschiedene Baumarten auf ihre innerstädtische Eig-
nung für den Extremstandort Straße in verschiedenen Regionen in Deutschland getestet. Bei der
Auswahl von Bäumen muss zwischen Standorten entlang von Straßen und Standorten in Parkanla-
gen, Friedhöfen etc. unterschieden werden. Die Neuanpflanzung von Straßenbäumen muss sich prio-
ritär an den Maßgaben der Klimaanpassung orientieren.
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