Page 7 - Integriertes Klimafolgenanpassungskonzept für die Stadt Essen
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Abb. 2.1: Infrarotkarte für die Stadt Essen (Oberflächentemperaturen, Aufnahme Landsat 8 vom 21.05.2020)
Thermalbilder sind in ihrer Eigenschaft der strikten Abbildung der Oberflächentemperaturen für die Be-
urteilung der stadtklimatischen Situation zunächst nur indirekt nutzbar. Aus der Infrarotkarte lassen
sich aber Rückschlüsse auf die Lufttemperatur-Situation in einem Gebiet ziehen. Die Luft wird über
den Oberflächen erwärmt oder abgekühlt, das heißt, dass sehr warme Oberflächen zu erhöhten Luft-
temperaturen führen. Versiegelte Flächen und Bebauungen speichern viel Energie und kühlen sich auch
nachts nur langsam ab. In Verbindung mit einem geringen Luftaustausch in bebauten Stadtgebieten
führt dies zur Ausprägung von Wärmeinseln. Freiflächen kühlen nachts sehr schnell ab und haben
niedrige Oberflächentemperaturen. Diese kühlen die darüber liegenden Luftschichten und führen zu
einer nächtlichen Kaltluftbildung auf den Flächen. Bei austauscharmen Wetterlagen mit geringen
Windgeschwindigkeiten können die entsprechend der Geländeneigung abfließenden Kaltluftmassen
einen erheblichen Betrag zur Belüftung und Kühlung von erwärmten Stadtgebieten leisten. Im Winter
kann es dagegen im Bereich von Kaltluftbildungs-, Kaltluftabfluss- und Kaltluftsammelgebieten zu
vermehrter Nebel- oder Frostbildung kommen.
Für die Betroffenheit eines Gebietes gegenüber einer klimatischen Belastung des Menschen spielen
neben der Hitzeentwicklung auch soziodemographische Faktoren wie das Alter der Bevölkerung eine
Rolle. Ältere Menschen, gesundheitlich vorbelastete Menschen sowie Kleinkinder zeigen eine höhere
Anfälligkeit gegenüber Hitze mit gesundheitlichen Folgen, die von Abgeschlagenheit bis hin zu Hitz-
schlag und Herzversagen reichen können.
Aus der Verschneidung der Bereiche der städtischen Wärmeinseln (Hitzebelastungen) mit Bevölke-
rungsdaten und sensiblen Einrichtungen ergeben sich als Ergebnis besondere Belastungsschwerpunkte
mit einem hohen Handlungsdruck. Hier wird auf die Analysen aus der „Klimaanalyse Stadt Essen“ (RVR
2022) zurückgegriffen (siehe Abb. 2.2).
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