Page 3 - Integriertes Klimafolgenanpassungskonzept für die Stadt Essen
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1 Einleitung, Ziele und Vorgehensweise
Steigende Konzentrationen von Treibhausgasen in der Atmosphäre sind die Hauptursache für den Kli-
mawandel. Insbesondere der hohe Ausstoß von Kohlendioxid (CO 2), aber auch von Methan (MH4) und
Distickstoffoxid (N2O) durch Industrie, Gewerbe, Verkehr, Landwirtschaft, Versorgung und Wohnen
führt langfristig zu einer Veränderung des globalen und damit auch des lokalen Klimas. Mit verstärkten
Klimaschutzaktivitäten leistet die Stadt Essen einen wichtigen Beitrag, die Treibhausgasemissionen zu
reduzieren und dem negativen Effekt des Klimawandels entgegenzuwirken. Dennoch zeigen alle bishe-
rigen Erkenntnisse, dass die globale Erwärmung mit ihren gravierenden klimatischen Folgen nicht mehr
abzuwenden ist. Aus diesem Grund bedarf es neben den Maßnahmen des Klimaschutzes eines Konzep-
tes zur Anpassung an die Folgen des Klimawandels.
Die Notwendigkeit der Klimawandelfolgenanpassung kann bereits heute aus dem kommunalen Alltag
nicht mehr ausgeblendet werden. Durch die Extremwetterereignisse der vergangenen Jahre sind die
Folgen des Klimawandels stärker als bisher in das Bewusstsein der städtischen Bevölkerung und in den
Fokus der kommunalen Verantwortlichen gerückt. Immer mehr Städte beschäftigen sich mit Fragen der
Anpassung an den Klimawandel. Durch einen kontinuierlichen Wissensaustausch zwischen der For-
schung und der Praxis sowie Politik und Bevölkerung müssen das Risikobewusstsein gefördert und die
Akzeptanz für Maßnahmen gesichert werden. Die notwendigen Anpassungen ersetzen jedoch in kei-
nem Fall Maßnahmen zum Klimaschutz, die weiterhin stringent und mit großem Einsatz umgesetzt
werden müssen. Entsprechend sind Klimaschutz und Klimafolgenanpassung gleichberechtigt zu be-
rücksichtigen.
Die prognostizierten Veränderungen des Klimas haben erhebliche Auswirkungen auf Umwelt, Mensch
und Infrastruktur. Dies gilt insbesondere für Gebiete mit hoher Bevölkerungs- und Bebauungsdichte, in
denen die durchschnittlichen Temperaturen während sommerlicher Hitzeperioden deutlich höher lie-
gen als im unbebauten Umland. So wird man auch in Essen in Zukunft damit rechnen müssen, von Hit-
zebelastungen mit entsprechenden gesundheitlichen Risiken vor allem für ältere Menschen, Kinder und
vorerkrankte Personen betroffen zu sein. Auch das Ausmaß und die Auswirkungen von Überschwem-
mungen infolge lokaler Starkregenereignisse sind in dicht bebauten, hoch versiegelten Gebieten oft
gravierender und mit höheren Risiken für die Menschen und mit mehr materiellen Schäden für die Inf-
rastruktur verbunden als in unbebauten Bereichen außerhalb der Städte. Hinzu kommt, dass auch Stur-
mereignisse in Zukunft voraussichtlich häufiger und heftiger ausfallen werden. Insbesondere Sommer-
stürme werden mit steigender Erwärmung zunehmen. Aufgrund der Belaubung der Bäume während
der Vegetationsperiode sind diese deutlich anfälliger gegenüber Stürmen und es ist von deutlich grö-
ßeren Schäden an den Bäumen selbst, wie auch an Infrastrukturen auszugehen. Aus diesen Gründen
müssen sich Kommunen verstärkt und frühzeitig um Klimafolgenanpassungsmaßnahmen bemühen.
Auch im Städtebau der Zukunft ist das frühzeitige Einbringen von Wissen über mögliche Anpassungs-
maßnahmen zur Abmilderung der Klimawandel-Auswirkungen notwendig. Kommunen sind das Rück-
grat einer praktischen Anpassung an die Folgen des Klimawandels. Sie setzen um, was auf nationaler
und europäischer Ebene entschieden wird. Dies können sie jedoch nicht allein realisieren, sondern sind
auf die Unterstützung aus Politik, Privatwirtschaft und Öffentlichkeit angewiesen.
Da die Folgen der Klimaveränderungen alle Lebensbereiche in einer Stadt betreffen, werden mit dem
vorliegenden Klimafolgenanpassungskonzept vor allem folgende Teilziele verfolgt:
Erhaltung und Erhöhung der Lebensqualität in der Stadt Essen im Spannungsfeld zwischen
Flächennutzung und Klimawandel
Prävention und Abwehr der aus dem Klimawandel resultierenden gesundheitlichen Risiken
insbesondere für vulnerable Personengruppen
Prävention und Abwehr der aus dem Klimawandel resultierenden wirtschaftlichen Risiken
durch Starkregen und Hochwasser durch Information, Sensibilisierung und Aktivierung der
Eigenvorsorge
Qualitätssicherung durch Erarbeitung und Umsetzung klimafolgenanpassungsgerechter Stan-
dards und Prozesse für das alltägliche Verwaltungshandeln
Integriertes Klimafolgenanpassungskonzept für die Stadt Essen 3