Page 5 - Integriertes Klimafolgenanpassungskonzept für die Stadt Essen
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2 Risiko-/Betroffenheitsanalyse der Klimafolgen für die
                   Stadt Essen


               Die den Lebensalltag beeinflussenden Veränderungen des Klimas gehen mit erheblichen Belastungen
               und Risiken einher. Dort, wo Menschen eng zusammenleben und eine funktionierende Infrastruktur
               sehr wichtig ist, steigt die Anfälligkeit für Störungen durch Extremwetterereignisse und die Risiken so-
               wie Gefährdungen sind dort besonders ausgeprägt. Daher kommen insbesondere in den Städten der
               vorsorgenden Planung und der Durchführung von präventiven Maßnahmen eine große Bedeutung zu.
               Auch wenn die exakten Vorhersagen des Klimawandels und dessen Folgen für die Region und damit für
               die Stadt Essen im Detail unsicher sind, gilt, dass es zu viel Anpassung nicht gibt. Zumal Anpassung an
               das Klima und dessen Wandel auch immer mit einer Steigerung der Umwelt- und Lebensqualität ver-
               bunden ist.
               Die kommunalen Handlungsfelder zur Klimafolgenanpassung umfassen neben organisatorischen vor
               allem planerische und bauliche Maßnahmen insbesondere für folgende Problemkreise:

                     Überhitzung in verdichteten Stadtteilen
                     Dürregefahr bei sommerlichen Trockenperioden
                     Überflutungsgefahr durch Starkregenereignisse
                     Überschwemmungsgefahr bei Hochwasser an Gewässern
                     Gefahren durch Sturmereignisse

               Jeder Mensch, aber insbesondere ältere Menschen, die aufgrund des demographischen Wandels bald
               einen großen Teil der Gesamtbevölkerung ausmachen werden, sowie Säuglinge, Kleinkinder und Men-
               schen mit Vorerkrankungen leiden verstärkt unter langen Hitzeperioden oder größeren Temperatur-
               schwankungen. In städtischen Gebieten mit hoher Bevölkerungs- und Bebauungsdichte liegen die
               durchschnittlichen Temperaturen bereits heute höher als im unbebauten Umland. Hier wird man in Zu-
               kunft damit rechnen müssen, stärker als in anderen Gebieten von Hitzebelastungen betroffen zu sein.
               In einer sommerlichen Nacht bei Strahlungswetterlagen (wolkenloser Himmel und nur geringe Windge-
               schwindigkeiten) kann es in den Stadtzentren um über 7,6 Kelvin  wärmer sein als im unbebauten Um-
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               land. Die daraus resultierenden Handlungserfordernisse werden in ihrer Dringlichkeit erheblich durch
               die in den nächsten Jahrzehnten absehbaren Klimaveränderungen verschärft. Nicht der mittlere glo-
               bale Temperaturanstieg von rund 2 bis 4 Kelvin in den nächsten 50 bis 100 Jahren ist von Bedeutung
               für Klimafolgenanpassungsmaßnahmen, sondern die aus der Verschiebung der Temperaturverteilung
               resultierende zunehmende Hitzebelastung in den Innenstädten.
               Zur Beurteilung der stadtklimatischen Situation wurden alle vorhandenen Klimauntersuchungen und
               städtische Daten von Essen herangezogen und ergänzt. Dies betrifft insbesondere die „Klimaanalyse
               Stadt Essen“ des Regionalverbandes Ruhr, die 2022 fertiggestellt wurde. Auf dieser Grundlage lassen
               sich Belastungsgebiete, in denen aktuell oder zukünftig bedingt durch den Klimawandel verschärft
               Probleme auftreten werden, berechnen.

               Der Klimawandel birgt Risiken, insbesondere für die Gesundheit der Menschen, ganze Regionen oder
               auch Systeme. Bei der Risikoanalyse auf der kommunalen Ebene rückt die Betrachtung der räumlichen
               Auswirkungen des Klimawandels in den Fokus. Die Anfälligkeit gegenüber den Risiken des Klimawan-
               dels ergibt sich aus den verschiedenen Nutzungen und baulichen Ausprägungen der Flächen im Essener
               Stadtgebiet. Das können Bevölkerungsstrukturen und sensible Einrichtungen in Baugebieten, aber auch
               bestimmte Baustrukturen beispielsweise im Gewerbe sein. Aus der Verschneidung der klimatischen Risi-
               ken, also beispielsweise dem häufigen Auftreten von Hitzebelastungen oder Überflutungen, mit der
               Anfälligkeit gegenüber den Auswirkungen des Klimawandels, beispielsweise sensiblen Nutzungen wie
               Kitas und Seniorenheimen, ergibt sich als Gesamtergebnis eine Betroffenheit bezüglich einzelner Fol-
               gen des Klimawandels. Dabei hängt die Betroffenheit von physischen und sozio-ökonomischen Fakto-
               ren ab.



               1  Temperaturänderungen werden in Kelvin angegeben, 1 Kelvin entspricht 1 °C

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