Page 26 - Integriertes Klimafolgenanpassungskonzept für die Stadt Essen
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3.1 Leitbild der klimaresilienten Stadt
Wachstum in Städten führt zu einem erhöhten Flächenverbrauch: Wohnungen und Gewerbebauten
werden realisiert, zentrale Infrastrukturen etwa im Mobilitätsbereich eingerichtet. Die damit einherge-
hende Neuversiegelung im Außenbereich und die Nachverdichtung, primär in den Innenstadtbereichen,
bedroht zunehmend Grünflächen und Freiräume und die Lebensqualität in deutschen Städten. Eine
klimaresiliente Stadtentwicklung berücksichtigt die mit der Nachverdichtung verbundenen vielfältigen
ökologischen und sozialen Herausforderungen und schafft integrative Lösungsansätze, die zum Erhalt
und zur Verbesserung von grünen Infrastrukturen in den Städten beitragen. Alle Flächen müssen zu-
künftig vermehrt eine Reihe von Anforderungen erfüllen: Sie sollten multifunktional sein und vernetzt
über das Gebiet eines Quartiers oder der ganzen Stadt angelegt werden.
Die Charta Grüne Infrastruktur Metropole Ruhr dient als Leitbild für die zukünftige Entwicklung der
Grünen Infrastruktur in der Metropole Ruhr. Sie wurde am 23.09.2022 durch das Ruhrparlament poli-
tisch beschlossen und erlangte dadurch eine freiwillige Verbindlichkeit für die Region. Die Charta
Grüne Infrastruktur wirkt zukünftig als große strategische Klammer. Leitthemen und Oberziele sind die
Grundlage dafür, Handlungsziele und Detaillösungen auszuarbeiten, zu verhandeln und anschließend
gemeinsam umzusetzen. Eines der fünf Leitthemen der Charta Grüne Infrastruktur Metropole Ruhr be-
fasst sich mit der klimaangepassten Metropole Ruhr. Hier wird gefordert, dass der Ausbau und die Qua-
lifizierung der Grünen Infrastruktur in der Metropole Ruhr dazu genutzt werden, um Schwamm-Land-
schaften und Schwammstädte auszubauen und diese zu einer Schwamm-Region zu verbinden. In dieser
Schwamm-Region wird die Ressource Wasser zur Hitze- und Überflutungsvorsorge bestmöglich ge-
nutzt. Dadurch wird die Metropole Ruhr resilient und kann sich an zukünftige klimawandelbedingte
Herausforderungen flexibel anpassen. Außerdem sollen die Hitzevorsorge und der Klimakomfort in den
Städten steigen und eine widerstandsfähige, vitale grüne Infrastruktur unterhalten werden.
Daraus leitet sich das Leitbild der „Klimaresilienten Stadt Essen“ ab. Übergeordnetes Ziel des Klima-
folgenanpassungskonzeptes für die Stadt Essen ist es, die Stadt auf die Klimaveränderungen vorzube-
reiten und umsetzbare, handlungsorientierte Maßnahmen zur Anpassung an die klimatischen Verände-
rungen zu entwickeln. Grundlage für die Ableitung der Maßnahmen ist eine wissenschaftlich fundierte
Analyse der klimatischen Bedingungen und Veränderungen sowie dabei insbesondere die Herausarbei-
tung von Risiken und Vulnerabilitäten in Essen (siehe Kapitel 2).
Die Essener Nachhaltigkeitsstrategie, beschlossen im Herbst 2021, gibt als strategisches Ziel vor: „Als
resiliente Stadt hat Essen im Jahr 2030 maßgeblich dazu beigetragen, die natürlichen Ressourcen zu
schützen. Stadtplanerische Entscheidungen orientieren sich an Nachhaltigkeitskriterien zum Einklang
von Ökonomie, Sozialem und Ökologie. Die Entwicklung und Förderung von Wald-, Wasser- und Grün-
flächen sowie Siedlungs- und Verkehrsflächen erfolgt im Sinne der Klimafolgenanpassung sowie des
Schutzes der biologischen Vielfalt.“ (Strategisches Ziel 3.4).
Es muss eine Umgestaltung auf Stadt-, Quartiers- und Gebäudeebene stattfinden, um eine Minderung
der zukünftigen Belastungen durch die Folgen des Klimawandels zu erreichen. Zusätzlich muss sich das
Verhalten des Menschen verändern, damit die Anfälligkeit gegenüber Klimafolgen abnimmt. Eine stär-
kere Vernetzung von kommunalen Beteiligten, Verbänden, sozialen Einrichtungen, Investorinnen und
Investoren sowie der Bürgerschaft ist zukünftig notwendig, um die Umsetzung von Maßnahmen der
Klimafolgenanpassung voranzutreiben. Dazu gehört auch, die Akzeptanz in Politik und Gesellschaft zu
erhöhen und aufzuzeigen, dass Klimaanpassung immer auch mit einer Aufwertung von Stadtvierteln
und einer besseren Lebensqualität verknüpft ist. Das persönliche Verhalten im Sinne der Eigenvorsorge
im Fall von Überflutungen, extremer Trockenheit und Hitze muss an die zukünftigen Klimabedingungen
angepasst werden.
Städte brauchen Visionen, also Vorstellungen, wie die Stadt in Zukunft aussehen soll. Eine Vision um-
schreibt den erstrebenswerten und motivierenden Zukunftszustand der Stadt. Zur Erreichung dieser Vi-
sion müssen verschiedene Handlungsfelder identifiziert und Maßnahmen entwickelt werden. Das Leit-
bild der „Klimaresilienten Stadt Essen“ kann als realistisches Idealbild der Stadt Essen verstanden wer-
den (Abb. 3.1).
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