Page 5 - Essen.Informiert Ausgabe Oktober 2025
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5                                                 Aktuelles
       Oktober 2025                                                                                Essen.Informiert




                                                                                        Aspekte der Stille aus
                                                                                        Sicht eines Philosophen

                                                                                         Die „Umweltbelastung“ durch Lärm und Ge-
                                                                                        räusche nehmen wir im Alltag oft gar nicht
                                                                                        mehr wahr. Erst wenn eine Geräuschquelle ver-
                                                                                        stummt, fällt uns auf, dass es still ist.
                                                                                          Meditationspraktiken sind vereinfacht be-
                                                                                        trachtet Übungen der Stille. Was lässt sich phi-
                                                                                        losophisch über Stille aussagen? Wie notwen-
                                                                                        dig ist Stille für das gelungene Leben? Oder ist
                                                                                        das Ziel des Philosophierens nicht eine wissen-
                                                                                        de und erfüllte Stille?
                                                                                          Im Vortrag in der Volkshochschule (VHS) Es-
                                                                                        sen, Burgplatz 1, am Montag, 27. Oktober, um
                                                                                        18 Uhr legt Thomas Holtbernd verschiedene
       „Lackdoktor“ Mesbah Vazifeh Betarbaneh will sein Wissen an junge Menschen weitergeben und ausbilden. Er ist einer der   Aspekte und Gedanken zu einer Philosophie
       über 12.300 migrantischen Selbstständigen in Essen.              Foto: Ralf Schultheiß  der Stille dar und gibt Ideen für philosophische
       „Wir bauen Brücken und helfen weiter“                                            „Stilleübungen“. Holtbernd studierte Theologie,
                                                                                        Psychologie und Philosophie. Neben seiner Tä-
       Beratungsstelle Migrationsökonomie bringt Licht in Formulare                     tigkeit als Psychotherapeut ist er auch Dozent
                                                                                        und Autor philosophischer Bücher.
        Gelernt in Teheran — und schon bald Ausbil-  zur Seite. Auch unsere Projektpartner, das Job-    Der Eintritt ist frei, Anmeldung unter:
       der in Essen. Der Weg zur eigenen Firma war   Center Essen und das Kommunale Integrations-  www.vhs-essen.de erbeten.
       für Mesbah Vazifeh Betarbaneh nicht einfach.   zentrum (KI) Essen, verfügen in diesem Bereich
       Aber er überwand alle Sprachbarrieren und bü-  über umfangreiches Wissen. Neben der Erlaub-
       rokratischen Hürden. Mittlerweile hat er sich   nis, ausbilden zu dürfen, vermitteln wir auch   Evas Weg im Spiegel
       als „MVM Lackdoktor“ mit einer eigenen Werk-  Hilfs- und Fachkräfte. Außerdem unterstützen   der Magazine
       statt längst einen Namen gemacht. Sein Wis-  wir Bestandsunternehmen in Fragen der Nach-
       sen und Können möchte er schon bald an Aus-  folge. Immer häufiger übernehmen langjährige    In der Volkshoch-
       zubildende weitergeben.                 Mitarbeitende mit Migrationsgeschichte Hand-  schule (VHS) Essen,
         „Dabei helfen wir weiter — unkompliziert und   werksbetriebe“, weiß Nora Ismail aus Erfah-  Burgplatz 1, wird ab
       kostenfrei“, sagt Nora Ismail mit einem Lächeln   rung. Oftmals suchten die Unternehmen zu-  2. Oktober eine
       im Gesicht. Sie leitet das sechsköpfige Team   dem nach neuen geeigneten Grundstücken, um   ganz besondere
       der Beratungsstelle Migrationsökonomie am III.   den Betrieb zu vergrößern. „Auch in diesem   Ausstellung gezeigt,
       Hagen 37 in der Essener Innenstadt – die zen-  Bereich sind wir sehr gut aufgestellt - können   über Eva – die erste
       trale Anlaufstelle rund um die unternehmeri-  wir doch auf das Know-how unserer Kollegin-  Frau, erschaffen
       schen Aktivitäten von Menschen mit Migrati-  nen und Kollegen der Essener Wirtschaftsför-  nach dem Mann. In
       onsgeschichte in Essen.                 derung zurückgreifen.”                   religiösen Erzählun-
         „Wir bieten Menschen mit Migrationsge-                                         gen trägt Eva die
       schichte eine umfassende und vor allem indivi-   Wir klären Fragen rund um       Schuld für den Sün-
       duelle Beratung, wenn sie selbstständig sind   Steuern und Gewerbe               denfall. So beginnt
       oder sich selbstständig machen möchten.“ Das                                     die Geschichte der
       funktioniere sehr gut, weil „wir vertrauens-     Hilfen erhalten Ratsuchende außerdem bei   Frau: als Objekt,
       und respektvoll auf Augenhöhe beraten“.  Fragen rund um Betriebswirtschaft, Fördermit-  nicht als Subjekt.
         Manchmal erweisen sich die Businesspläne als   telbeantragung und Finanz- und Gewerbeamt.   Heute begegnen wir
       Herausforderung. „Nicht aber für uns“, erklärt   „Der Bedarf nach Hilfe in finanziellen Fragen   Eva in neuer Form –
       Nora Ismail. „Wir verfügen als Teil der Essener   ist riesengroß“, sagt Ismail. „Eine Steuerbera-  nicht im Paradies,   Eva war und ist bis heute noch
                                                                                                         immer Objekt.
       Wirtschaftsförderung über ein umfangreiches   tung, spezialisiert auf Unternehmer mit Migra-  sondern auf Hoch-                  Foto: Ahang Nakhaei
       Wissen, kennen den Markt und sind gut in der   tionsgeschichte, wäre eine gute Geschäftsidee   glanzpapier. In
       Wirtschaft vernetzt. Wir arbeiten unter ande-  für eine Gründung“, fährt sie mit einem Au-  Magazinen, Werbungen und digitalen Bildern
       rem sehr eng mit dem IHK-Startercenter zu-  genzwinkern fort.                    wird der weibliche Körper inszeniert: geschönt,
       sammen. Und natürlich prüfen wir den Plan     Der „Lackdoktor“ arbeitet inzwischen weiter   sexualisiert, reduziert. Nicht wie sie ist, sondern
       genau und geben Tipps, ihn zu optimieren.“ Ein   an seiner Ausbildungserlaubnis. Ein junger   wie sie gesehen werden soll – durch die Brille
                              guter Business-  Mensch absolviert bei ihm eine Einstiegsquali-  männlicher Fantasien. Die moderne Frau hat
                              plan sei entschei-  fikation, um zu sehen, ob die Arbeit in einer   Wahlmöglichkeiten – zwischen Kanzlerin und
                              dend, um Förder-  Lackiererei ein Job für die Zukunft ist. „Wir ha-  Konsumobjekt. Doch wie frei ist eine Freiheit,
                              mittel oder Kredi-  ben die Einstiegsqualifikation vermittelt“, sagt   die durch Schönheitsideale und Marktlogik be-
                              te zu erhalten.   Nora Ismail. „An der Sondergenehmigung, um   stimmt wird? Zwischen Heiligenbild, Werbefi-
                                „Natürlich ste-  ohne Meistertitel auszubilden, arbeiten wir   gur und Selbstbild eröffnet die Ausstellung
                              hen wir den über   noch.“ Das Potenzial der Migrationsökonomie   neue Perspektiven auf alte Rollenbilder – und
                              12.300 Selbst-   ist groß: Rund 196.000 nichtdeutsche Staats-  auf eine Frauengeschichte, die immer noch ge-
                              ständigen mit Mi-  angehörige mit und ohne deutschen Pass leben   schrieben wird. Zu sehen vom 2. Oktober bis
                              grationsgeschich-  in Essen. Sie schaffen Wertschöpfung, Arbeits-  30. November in den Foyers der 3. bis 4. Etage.
                              te auch über die   plätze und fördern die Integration.    Zur Eröffnung der Ausstellung am 2. Oktober
       Nora Ismail, Leiterin der Bera-
       tungsstelle Migrationsökonomie.  Gründung hinaus     Weitere Infos zur Beratungsstelle Migrations-  um 19 Uhr, im Foyer der 4. Etage wird herzlich
            Foto: Claudia Anders, EWG  mit Rat und Tat   ökonomie gibt es unter: www.ewg.de/vielfalt.  eingeladen. Der Eintritt ist frei.
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