Page 6 - Essen.Informiert Ausgabe Mai 2025
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Essen.Informiert Aktuelles Mai 2025
Projekt Rückenwind: „Es geht hier um Dich“
Engagiertes Team kümmert sich um obdachlose junge Menschen in Essen
Daniela ist 17 Jahre alt, als sie von zuhause Das Team vermittele
abhaut: Gewalt, Alkoholmissbrauch und Kon- den jungen Men-
flikte prägen bis dahin ihren Alltag. Zusammen schen, dass sie bei
mit den beiden älteren Brüdern teilt sie sich ihnen immer sagen
ein Zimmer. dürfen, wenn ihnen
Patrick ist 21. Nach der Trennung der Eltern etwas nicht gefällt.
und dem Wegzug des Vaters gerät sein Leben Niemand werde
aus den Fugen. Er leidet darunter. Es folgen deswegen vor die
Streit mit der Mutter, Obdachlosigkeit und Tür gesetzt.
Drogenkonsum. „Unsere Ziele im
Toms Weg dagegen schien auf einem guten ersten Schritt sind,
Weg: Lehre in einem Betrieb. Doch dann bricht Vertrauen und
er die Ausbildung ab. Das führt zu Stress mit Strukturen aufzu-
der alleinerziehenden Mutter. Als der Canna- bauen.“ Die Betrof-
biskonsum zu hoch wird, droht die Mutter, ihn fenen selbst fallen
aus der Wohnung zu werfen. Tom sucht Hilfe durch jedes soziale
bei Rückenwind. Raster: keine Kran- Morlin Szczepaniak und Christopher Scholz leiten das Projekt Rückenwind. Rund 200 bis 300
Eltern können sich nicht kenversicherung und Jugendliche, schätzen sie, sind in Essen verdeckt obdachlos. Viele haben weder Krankenversi-
cherung noch Ausweis und erhalten keine Transferleistungen. Foto: Dirk-R. Heuer, Stadt Essen
Meldeanschrift. Oft
um ihre Kinder kümmern sind sie obdachlos oder schlüpfen bei Bekann- Aus- oder Weiterbildung, Aufnahme der Ent-
ten oder Freunden unter. Sie haben keinen giftung, Hilfe bei Anträgen und Bewerbungen
Rund 200 bis 300 Jugendliche im Alter zwi- Ausweis, erhalten keine Transferleistungen und bis hin zu psychologischer Betreuung. Gewalt
schen elf und 21 Jahren sind in Essen verdeckt die Schulbildung ist auch nicht optimal. und Drogenkonsum sind in den Räumen tabu.
obdachlos, schätzen Morlin Szczepaniak und „Wir bieten ihnen die Möglichkeit, wieder in Die Umsetzung des Projekt erfolgt durch das
Christopher Scholz. Sie leiten das Projekt „Rü- feste Strukturen zurückzukehren. Das kann we- Bildungs- und Sozialunternehmen CJD Zehnt-
ckenwind“ am Viehofer Platz. Das kümmert nige Wochen dauern, aber auch weit über ein hof und der Einrichtung „Die Boje“.
sich als feste Anlaufstelle um rund 50 junge Jahr“, erzählt das Leitungsteam. „Wir erarbei- Tom geht inzwischen wieder seinen Weg. Er
Menschen zwischen 18 und 25 Jahren. „Sie alle ten mit den Jugendlichen individuell Ziele. Wir lebt in einer kleinen Wohnung und macht sein
stammen aus Elternhäusern, die sich nicht aus- motivieren sie und fördern die Selbstreflexion. Abi nach. Patrick hat Vertrauen gefasst, be-
reichend gekümmert haben oder kümmern Auf der Straße zu leben, ist nun mal Scheiße.“ sucht die Einrichtung regelmäßig, ist aber noch
konnten - unabhängig vom sozialen Status.“ Das durch das kommunale JobCenter finan- obdachlos. Nach hoffnungsvollen Ansätzen
Das Team schicke niemanden weg, der nach zierte zwanglose Angebot reicht von der Ver- torpediert Danielas neuer Freund Maik ihre
Hilfe fragt. „Wir hören zu und stellen immer mittlung eines festen Wohnsitzes, Möglichkei- Fortschritte. Wie es weitergeht, werde sich zei-
zwei Fragen: Was willst Du und wo stehst Du?“ ten zum Tagesaufenthalt in der Anlaufstelle, gen. Geduld ist eine der Stärken des Teams.
Green Jews: Umweltschutz und Judentum
Workshop-Woche mit Mitgliedern des Kibbutz Lotan: Gärtnern in der Stadt auf kleinstem Raum
„Wo Geist und Erde sich tre en“, ist die Devi- kret Wissen zu biologischer Landwirtschaft, wie ökologische Prinzipien und Halacha ver-
se des Kibbutz Lotan. Seit seiner Gründung Permakultur und alternativer Architektur. Los bunden werden. Der Workshop „Making trea-
1983 beschäftigen sich die rund 230 Mitglieder geht es am Montag, 12. Mai, von 10 bis 13 Uhr sure from trash - Abfall in einen Schatz ver-
mit nachhaltiger Landwirtschaft in der Arava- mit dem Workshop „Seedballs Factory (Samen- wandeln“ startet am Mittwoch, 14. Mai. Zwi-
Wüste im Südosten Israels. Sie nutzen lokale kugelherstellung) Wir bringen die Stadt zum schen 10 und 13 Uhr, stellen die Teilnehmen-
Bausto e, Sonnenenergie und natürliche Le- Blühen“. Neben der Herstellung der Samenku- den aus organischen Abfällen Pflanzendünger
bensmittel-Konservierung. Dazu entwickeln sie geln geht es um den Aufbau einer Permakultur. her. Der Workshop findet gemeinsam mit der
Upcycling-Ideen. Ihr Wissen, das auf der jahr- Zwischen 14 und 17 Uhr findet der Workshop Bonnekamp Stiftung auf der Bonnekamphöhe
tausendealten jüdischen Tradition des Tikkun „Permablitz Teil 1 - Community Art Project“ 50 statt. Tre punkt 9 Uhr an der Alten Syn-
Olam (Heilung der Welt) fußt, stellen sie in der statt. Gemeinsam gestalten die Teilnehmenden agoge oder an der Bonnekamphöhe. Der Work-
Woche vom 12. bis 15. Mai in unterschiedli- einen „Dome“, einen einfachen Kuppelbau. Das shop beginnt um 10 Uhr. Von 14 bis 17 Uhr
chen Workshops vor. Ein Team vermittelt kon- Projekt findet an den folgenden vier Tagen wird weiter am Dome gewerkelt. Beim „Get-to-
statt. Die Teilnahme an nur einem Tag ist mög- gether: Rabbi Simcha, Daniel Burstyn“ von 19
lich. Zum Einsatz kommen Ton und Farbe - die bis 21 Uhr erfahren Interessierte bei Essen und
Kleidung könnte schmutzig werden. Trinken mehr über das Projekt Kibbuz Lotan.
Der Dienstag, 13. Mai, beginnt mit dem Am Donnerstag, 15. Mai, heißt es von 10 bis
Workshop „Permaculture Kitchen“. Von 10 bis 13 Uhr „Urban Food Growings!“ Es geht um
13 Uhr geht es um die Fermentation von Ge- den Anbau von Nutzpflanzen auf kleinstem
müse. Außerdem gibt es Tipps zu Heilmitteln Raum. Von 14 bis 17 Uhr folgt das Projekt
aus Wildkräutern. Die Weiterführung des Dome. Die Geschichte des Kibbuz steht von 19
Workshops „Permablitz Teil 2 - Community Art bis 21 Uhr auf dem Programm. Anmeldungen
Project“ findet zwischen 14 und 17 Uhr statt. unter: info@alte-synagoge.essen.de. Dabei
Im Workshop „Halacha und Ökologie“ von 19 sollten in der Betre zeile der Titel der Veran-
In einem der Workshops geht es im Mai um die Ausgestal-
tung des Kuppelbaus mit Ton. Foto: Dima Schmik bis 21 Uhr erhalten jüdische Gemeinden Infos, staltung, das Datum und der Name stehen.