Page 80 - Integriertes Klimafolgenanpassungskonzept für die Stadt Essen
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S7 Anlage klimaangepasster Multifunktionsflächen
Ziel/e der Maßnahme
Bei flächenbezogenen Planungen sind möglichst mehrere parallele Nutzungen auf einer Fläche zu
prüfen. So können Grün- und Freiflächen beispielsweise sowohl dem Naherholungsaspekt als auch
der Retention von Niederschlagswasser oder auch der Abmilderung von Hitzebelastungen dienen.
Dieser sogenannte Shared-Space-Ansatz sollte in der Stadtplanung insbesondere im Bereich Tiefbau
und Freiflächenplanung stadtweit berücksichtigt werden.
Beschreibung
Eine multifunktionale Flächennutzung kann insbesondere dem Risiko der Überflutung durch Starkre-
genereignisse entgegenwirken (starkregenbezogenes Risikomanagement). Hierzu werden Flächen ge-
wählt, deren Lage und Beschaffenheit zum einen der Retention, zum anderen aber außerhalb von
Gefährdungszeiten eine weitere, möglichst der öffentlichen Nutzung dienende Funktion haben. Mul-
tifunktionale Flächen können vor allem öffentliche Freiflächen wie beispielsweise Grünanlagen,
Parkanlagen, Spielplätze sowie Plätze oder Straßen sein, die neben ihrer eigentlichen Hauptfunktion
gezielt als (Not-)Speicherraum oder als Ableitungselement genutzt werden können. Die vorrangige
Nutzung der Flächen sollte dabei nicht eingeschränkt, sondern nur um die temporäre Zwischenspei-
cherung von Regenwasser bei Starkregen erweitert werden. Diese multifunktionalen Freiflächen mit
Retentionsfunktion leisten so einen wichtigen Beitrag zur Überflutungsvorsorge.
Des Weiteren können multifunktional genutzte Flächen auch negativen Effekten durch Hitzebelas-
tung entgegenwirken. Dazu zählen insbesondere innerstädtische Plätze mit Begrünung, wie Parkan-
lagen, Kirmesplätzen oder auch Parkflächen mit Verschattungen. Hierbei sollte die vorrangige Nut-
zung bestehen bleiben und zusätzlich den Effekt von Hitzebelastung reduzieren.
Die Möglichkeit der Multifunktionsnutzung und zur temporären Überflutung von Flächen sollte in
jeder Planung geprüft und wenn möglich umgesetzt werden.
Umsetzungsbeteiligte
Amt für Straßen und Verkehr, Grün und Gruga, Umweltamt, Amt für Stadterneuerung und Boden-
management, Amt für Stadtplanung und Bauordnung
Wesentliche Umsetzungsschritte und -instrumente
Bereits in einem frühen Planungsstadium in der Bauleitplanung sollten die Möglichkeiten zur Mehr-
fachnutzung von Infrastrukturen/Flächen eruiert und in die Planung einbezogen werden. Hierzu ist
neben den entsprechenden planungsführenden Fachbereichen der frühe Einbezug weiterer techni-
scher Fachbereiche u.a. im Bereich der Entwässerung erforderlich.
Darüber hinaus ist u.U. auch der Einbezug externer Planungsbüros, die mit den Shared-Space Ansät-
zen bereits Erfahrung besitzen, erforderlich.
Zeitlicher Umsetzungshorizont
kurzfristig und kontinuierlich anlassbezogen
Controlling der Maßnahme
Je nach Potenzial Überprüfung der Umsetzung nach Ausbauplanung.
Erwartete Wechselwirkungen und Synergien
Der Multifunktionsansatz entfaltet per se eine hohe synergetische Wirkung im Stadtraum. Die Pla-
nung von öffentlichen Freiflächen, die neben der Retention von Regenwasser vor allem der Erholung
und Freizeitnutzung dienen, wertet den urbanen Raum erheblich auf. Zudem können sich diese Flä-
chen ebenfalls klimapositiv auf die sommerliche Hitzeeinwirkung auswirken.
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