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KULINARIK
Mit Salaten und Bowls die erstes zaghaftes Wachstum. Liefergebiete
Lieferdienst-Revolution wurden ausgeweitet und die ersten pri-
einläuten vaten Fahrräder durch eine E-Bike-Flot-
Es ist bereits ziemlich wuselig in der Pott- te ausgetauscht. Größer wurde Pottsalat
salat-Zentrale in Essen, als wir uns mittags dann 2019. Der zweite Laden des Unter-
mit den drei Gründern Pia Gerigk, Alex- nehmens erö nete in Dortmund und ging
andra Künne und Ben Küstner zum Ge- sofort durch die Decke. „Keiner von uns
spräch tre en. Dass wir das geschäftige hatte erwartet, nach einem Jahr bereits
Treiben in der Filiale noch ein wenig mehr eine Million Euro Umsatz in Dortmund
aufmischen, nehmen die Drei mit viel Hu- zu machen“, erklärt Ben. „Da war uns spä-
mor. ’Nen Roller haben wir auch noch nie testens klar, dass unser Konzept nicht nur
für ein Foto in den Laden gestellt“, sagt in Essen funktioniert, sondern einen Nerv
Ben mit einem Schmunzeln. Pia, Alex tri t.“ Gelder für die Expansion erhielt und
und Ben fackeln nicht lang und legen los. erhält Pottsalat noch immer auf unter-
So lässt sich auch die Gründergeschich- schiedlichsten Wegen – durch Crowd-In-
te beschreiben, die von einem rasanten vestments oder größere Investoren. Für
Wachstum geprägt ist. 2016 haben die drei den größten Boom des Unternehmens
Freunde sich zusammengetan, um aus sorgte aber ausgerechnet die alles lähmen-
einer guten Idee ein Business zu machen. de Corona-Pandemie. Lieferdienste waren
Pia und Ben sind ein Paar, sie arbeitete im die großen Gewinner der Krise, denn die
Modebereich, er war im Online-Marketing Menschen brauchten vor allem Abwechs-
selbstständig. In einer von vielen Mittags- lung, und wenn diese nur aus einem nicht
pausen stellten sich beide die Frage: Wa- selbst gekochten Essen bestand. Wenn das
rum kann schnelles Essen nicht gesund dann auch noch gesund war, umso besser.
sein? „Es gab natürlich schon viele Lie- Da die „Firmenzentrale“ in Frohnhau-
ferdienste“, sagt Pia, „aber das war immer sen schon lange aus allen Nähten platzte,
klassisches Fast Food.“ Und weil Pia als zog Pottsalat 2020 an den Bismarckplatz.
passionierte Hobbyköchin schon immer Dort gab es nicht nur Platz für eine große
für die Salate auf zahlreichen Familien- Filiale, sondern auch Büroräume für das
feiern und Grillfesten zuständig war, ent- stetig wachsende Team. Hier sitzen die
stand bei beiden die Idee, daraus mehr zu drei Unternehmer noch immer und reali-
machen – einen Lieferdienst für gesundes sieren bei all der Arbeit viel zu selten, was
Essen. Schnell war beiden klar, dass sie das für eine wilde Reise hinter ihnen liegt. „Wir
alleine nicht stemmen wollen und so kam sind immer noch im Tunnel“, sagt Pia. „In
Alex ins Spiel. Beide kannten sie gut aus den Anfängen standen wir ja selbst hinter
dem gemeinsamen Freundeskreis. Als Er- der eke und haben das Essen zuberei-
nährungswissenschaftlerin brachte sie zu- tet, dann kamen zahlreiche administrative
dem Skills mit ins Unternehmen, die per- Dinge dazu, die wir irgendwie nebenbei
fekt zum geplanten Konzept passten. „Wir machen mussten. Dann versuchst du, in
haben erstmal ganz klein angefangen“, der Pandemie einfach nur alles am Laufen
sagt Alex, die heute zuständig für die Ex- zu halten und parallel wächst du in im-
pansion ist. „Wir haben all unser Erspartes mer mehr Städten. Unsere Arbeit hat sich
zusammengekratzt und 2017 den ersten vollkommen verändert. Zeit zum Zurück-
Laden in Frohnhausen erö net. Der war blicken blieb da irgendwie gar nicht.“ Alex
so klein, dass die Kunden Schlange stehen ergänzt grinsend: „So richtig können wir
mussten.“ Doch das war einkalkuliert. Das aber auch nicht aus unserer Haut. Man
Ziel war von Anfang an, einen Lieferdienst erwischt sich immer wieder, wie man in
mit Online-Bestellung aufzuziehen und der Filiale steht und Dinge wegräumt oder
nicht einen Imbiss im Stadtteil zu erö nen. nochmal über die eke wischt, bevor es
Teil des Konzepts war ebenfalls, die klima- nach Hause geht.“ Richtig viel Zeit bleibt
freundliche Lieferung mit dem Fahrrad. den Dreien dafür aber nicht. Aus dem klei-
„Es zeichnete sich damals schon ab, dass nen Start-up an der Frohnhauser Straße ist
der Markt für Lieferdienste vor einem star- ein Unternehmen mit rund 300 Mitarbei-
ken Wachstum steht. Gemeinsam mit dem tern und neun Filialen geworden, Num-
Konzept, nur gesunde Salate und Bowls mer zehn steht bereits in den Startlöchern
anzubieten, sahen wir genau da unsere und die deutschlandweite Expansion ist in Eine der be-
Marktlücke“, sagt Ben. Und die schlug voll vollem Gange. Auch wenn sich zuletzt mit liebtesten
ein. „Wir haben von früh bis spät durch- In ation, Ukraine-Krieg und Kau aute das Bowls bei
gearbeitet und waren täglich ausverkauft. Wachstum verlangsamt hat, bleibt Pott- Pottsalat: der
Das hatten wir selbst in unseren Träumen salat auf Kurs – mit einer Geschmacksre- Chicken Babo
so nicht erwartet“, sagt Alex. Was folgte, war volution made in Essen.
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