Page 68 - Fußverkehrs-Check Abschlussbericht
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Fußverkehrs-Checks NRW 2021 – Stadt Essen - Abschlussbericht
6 Zusammenfassung und Fazit
Die Großstadt Essen hat bis 2035 das Ziel formuliert, bei allen Ver-
kehrsträgern (ÖPNV, Fußverkehr, Radverkehr und MIV) einen 25%i-
gen Modal-Split-Anteil zu erreichen, aktuell werden rund 19% der all-
täglichen Wege zu Fuß zurückgelegt. Gute Ansätze zur Förderung des
Umweltverbundes sind vorhanden: Der barrierefreie Ausbau der Infra-
struktur für den ÖPNV und die Sichtbarmachung des Radverkehrs im
Stadtverkehr, die Fahrradstraße auf der Gemarkenstraße ist ein bered-
tes Zeugnis dafür, sind nur einige Beispiele. Nun soll auch der Fußver-
kehr mehr in den Fokus gerückt werden, es wurde die Planstelle einer
Fußverkehrsbeauftragten im Amt 66 (Bereich Generelle Mobilitätspla-
nung) geschaffen und die Fußverkehrs-Checks im Jahr 2021 ergänzen
verschiedene Beteiligungsformate hierzu.
Hervorragende städtebauliche Voraussetzungen für den Fußverkehr
weist Essen in der Innenstadt auf: Die Universität Duisburg-Essen und
das neu gebaute Universitätsviertel mit höchster Wohn- und Aufent-
haltsqualität liegt in Fußentfernung zur Fußgängerzone und zum Es-
sener Hauptbahnhof. Dieses absolute Alleinstellungsmerkmal muss
die Stadt Essen deutlicher in Wert setzen: Hauptachsen des Fußver-
kehrs sollten definiert und durchgängig eine barrierefreie und attraktive
Infrastruktur aufweisen. Dabei sollten räumlich getrennte Achsen der
Nahmobilität geschaffen werden, um Konflikte zwischen Fuß- und
Radverkehr möglichst zu vermeiden. Diese Achsen müssen auch für
Ortsfremde sichtbar gemacht werden, möglichst durch ein innerörtli-
ches Leitsystem und eine Inszenierung, die ein intuitives Auffinden er-
leichtert. Ein taktiles Leitsystem, das die wichtigen ÖPNV-Haltestellen
mit der Fußgängerzone verbindet, sollte bei einem Relaunch der Ober-
flächen und Möblierung dort mitgedacht werden. Durchfahrender oder
„cruisender“ MIV sollte aus dem Innenstadtbereich ganz verschwin-
den, über eine Schleifenerschließung sollten nur noch die Parkierungs-
anlagen und die Parkmöglichkeiten der Anwohnenden erreichbar sein.
In den Stadtteilen bekommt die Fußverkehrsförderung etwas andere
Schwerpunkte: Hier schränkt der hohe Parkdruck die Nutzung der Ne-
benanlagen empfindlich ein, ein flächenhafter barrierefreier Umbau der
Bestandsinfrastruktur scheint eine Sisyphos-Aufgabe zu sein und die
Hauptverkehrsstraßen, die die Wohngebiete durchziehen, sind sehr
augenfällig auf eine möglichst flüssige Abwicklung des motorisierten
Verkehrs (Kfz und ÖPNV) ausgerichtet.
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