Page 7 - Fotostadt Essen 2
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DER WEG ZUM BUNDESINSTITUT FÜR FOTOGRAFIE  (6)  FOTOSTADT ESSEN  DER WEG ZUM BUNDESINSTITUT FÜR FOTOGRAFIE  (7)  FOTOSTADT ESSEN
 „Ganz






 entscheidend






 ist die







 richtige






 Konzeption“                                                                           © BETTINA ENGEL-ALBUSTIN/MKW 2021










 Die Kultus- und Wissenschaftsministerin von Nordrhein-Westfalen,   Geht es nur um künstlerische Fotografie?
 ISABEL PFEIFFER-POENSGEN, macht sich für ein Bundesinstitut für Fotografie   Fotografie hat oft nicht nur eine künstlerische Seite, sondern
 stark. Im Interview erklärt sie, warum und wie dieses aussehen könnte.   auch dokumentarischen Charakter. Fotografien sind wichtige
 Und: weshalb ihr Bundesland der ideale Standort dafür ist.
                 Zeitzeugnisse, die es im Sinne unseres kulturellen Gedächtnisses
                 zu bewahren gilt.

 Interview: Jens Dirksen  Ob nun aus künstlerischem oder dokumentarischem Blickwinkel be-
                 trachtet: Es gibt spezielle Fragestellungen, die alle Arten der Fotografie
                 betreffen. Dass es etwa eine begrenzte Lebensdauer für viele Abbil-
                 dungen gibt, je nach Trägermaterial. Da muss es eine autorisierte Stelle
                 geben, die sich darum kümmert, wie damit umgegangen wird, um dieses
                 fotografische Erbe auch wirklich zu erhalten. Gleichzeitig gibt es, in die
                 Zukunft geblickt, immer noch viele Themen der Materialforschung. Da
                 geht es beispielsweise um Fragen des Papiers, um Fragen der Farben.
                 Die kontinuierliche Weiterentwicklung des Materials ist ein großer
 Frau Ministerin, was soll ein Bundesinstitut für Fotografie denn eigentlich   Wunsch der zeitgenössischen Fotografinnen und Fotografen. Im August
 bezwecken, warum braucht es so etwas?  am runden Tisch zum Thema Fotozentrum bei Kultur-Staatsministerin
                 Grütters haben sich die Künstlerinnen und Künstler Thomas Struth,
 Das Anliegen gibt es schon länger, denn in den letzten Jahrzehnten   Annette Kelm und Thomas Florschuetz, die ebenfalls teilgenommen
 hat sich die künstlerische Fotografie enorm entwickelt und als Teil der     haben, mit Vehemenz für ein solches Institut ausgesprochen, das zu einem
 bildenden Kunst zu einer eigenen Kunstform ausgebildet. Es gibt immer   echten  Kompetenzzentrum  für  Fotografie  werden  und  all  die  verschie-
 mehr Museen, die Fotografie ankaufen, sammeln und ausstellen.   denen Aufgaben, die ich gerade angedeutet habe, übernehmen sollte.
 Das war nicht immer so. Gleichzeitig weiß man, dass es – Stichwort
 Deutsches Literaturarchiv Marbach – Orte geben sollte, die Vor- und
 Nachlässe von Künstlerinnen und Künstlern aufnehmen und unter    Gilt das, was Sie gerade skizziert haben, dann nur für die Fotografie der
 konservatorisch guten Bedingungen als kulturelles Erbe aufbewahren.   Nachkriegszeit bis in die Gegenwart?

                 Ich würde das zeitlich gar nicht begrenzen: Die Bedarfe setzen nicht
 Bisher fehlt in Deutschland eine zentrale Einrichtung, die dieser   erst mit der Nachkriegszeit ein. Der Sammelauftrag des Fotoinstituts
 besonderen Rolle der Fotografie Rechnung trägt, sie sammelt, restau-  wäre nach meinem Verständnis ein sehr umfassender und würde auch
 riert, erforscht, der Öffentlichkeit zugänglich macht und zukunftsfähig   die Fotografie des 19. und des frühen 20. Jahrhunderts umfassen. Essen
                 verfügt über bedeutende Sammlungen aus dieser Zeit: Das Fotoarchiv
 aufstellt. Deshalb braucht es ein Bundesinstitut für Fotografie.  des Ruhr Museums beinhaltet umfassende fotografische Bestände, die
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