Page 9 - Essen.Informiert Ausgabe September 2024
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9 Politik und Verwaltung
September 2024 Essen.Informiert
Gelebte Demokratie: Interessenvertretung für junge Menschen
Im Fokus: Jugendhilfeausschuss ist mit 35 Mitgliedern der größte Ausschuss des Stadtrates
Mit 35 Mitgliedern ist der Jugendhilfeaus-
schuss der größte Fachausschuss der Stadt Es-
sen. Grund ist, dass je drei Mitglieder aus den
Jugend- und Wohlfahrtsverbänden Stimmrecht
in dem Gremium haben. Die jeweiligen Verbän-
de schlagen die entsprechenden Beteiligten vor.
Zusätzlich schlagen sie drei weitere Mitglieder
als beratende Personen vor. Außerdem sind die
Agentur für Arbeit Essen, der Integrationsrat,
der Jugendamtselternbeirat und die Jugendhil-
fe Essen gGmbH mit Mitgliedern im Ausschuss
vertreten. Weitere beratende Mitglieder senden
Amtsgericht, Polizei Essen, Religionsgemein-
schaften, Schulen und der Stadtverband Ju-
gend in den Ausschuss. Die neun Ratsmitglie-
der werden so durch sechs Fachleute mit viel
Sachverstand in ihrer Arbeit unterstützt. Zu-
sätzliches Praxiswissen vermittelten auch die
beratenden Mitglieder. „Das hilft, die Bedarfe Die Ausschussvorsitzende Regina Hallmann und ihre Stellvertreterin Julia Jankovic mit der kleinen Mara (von links), die an
in allen Gliederungen des Jugendamtes zuver- dem Gespräch interessiert teilnahm und viel lächelte. Foto: Dirk-R. Heuer / Stadt Essen
lässig zu ermitteln“, erläutern die Ausschuss- die Gründung von Familienzentren nahe Kita feen und Kobolde, die die Kinder in den Haus-
vorsitzende Regina Hallmann und ihre Stellver- oder Grundschulen. „Wir investieren dort viel halten betreuen, während die Eltern arbeiten,
treterin Julia Jankovic. Geld in das Lernen von Sprache, um die Inte- früh morgens, spät abends, nachts oder auch
gration zu fördern“, betont Regina Hallmann. an Wochenenden.
Essen bietet jungen Menschen Spracherwerb und Bildung seien dazu die
ein großes Angebot Schlüssel. „In der Kita werden die Grundlagen Die Herausforderungen sind
für die deutsche Sprache gelegt“, sind sich die weiter gestiegen
„Die Stadt Essen bietet jungen Menschen und Kommunalpolitikerinnen einig. „Wichtig ist,
ihren Eltern ein großes Angebot“, sagt Regina dass die Stadt ausreichend Angebote macht Die Herausforderungen seien in den vergan-
Hallmann, „Und wir beginnen früh mit den An- und die Familien Bildung zulassen“, betont Ju- genen Jahren gestiegen. „Immer wieder stellen
geboten“, erzählt Julia Jankovic. „Ich habe vor lia Jankovic. Deswegen sei die Einbindung der wir uns die Frage, wie viel Unterstützung und
wenigen Monaten auch Post vom Jugendamt Eltern so wichtig. Erziehung können oder wollen Eltern heute
der Stadt Essen erhalten. Der Babybesuchs- noch leisten?“, sagen beide übereinstimmend.
dienst hat sich gemeldet und uns als Familie Essen hat bei der Kinderbe- Ein Phänomen, das sich durch alle Bevölke-
schriftlich ein Besuchsangebot gemacht“, erin- treuung aufgeholt rungsschichten ziehe. Das Bildungssystem
nert sie sich. könne heute vieles nicht mehr au angen. „Be-
Wer das freiwillige Angebot annimmt, erhält Insgesamt habe Essen bei der Kinderbetreu- sonders bedauerlich ist, dass viel zu viele jun-
bei dem Termin fachkundige Infos von Hebam- ung aufgeholt: „Im Bereich der unter Dreijäh- ge Menschen die Schule ohne Abschluss ver-
men, Krankenschwestern oder Erzieherinnen rigen erreichen wir eine Quote von mehr als lassen“, erklärt Julia Jankovic. Auch in Essen
und Erziehern. Auf junge Eltern prasselt nach den angepeilten 40 Prozent“, erläutern die bei- verließen nicht alle Jugendlichen die Schulen
der Geburt viel herein, auf das sie nicht immer den. Bei den Zahlen der Ü3-Betreuung fehlen, mit einer Qualifikation. Ein fehlender Ab-
vorbereitet sind. „Zu meinen Zeiten gab es das je nach Sichtweise, 1105 oder 1611 Plätze. „Wir schluss verringert die Chance auf eine Ausbil-
nicht“, erinnert sich Regina Hallmann. „Aber es verstehen uns gut und kennen uns seit Jah- dung und bedeutet oft auch keinen Job. „Aber
ist gut, dass Eltern zusätzliche Informationen ren“, erzählen die beiden. „Aber wir kommen auch in diesem Bereich gibt es viele Angebote.
erhalten. Und es gibt auch eine Kinderwagen- aus unterschiedlichen Parteien und deswegen Sie beginnen oft damit, den Betro enen eine
tasche oder einen Turnbeutel mit Informatio- unterscheiden sich manchmal die Sichtweisen Tagesstruktur zu geben und Werte wie Pünkt-
nen zum Nachlesen.“ - oder wie in diesem Fall - die Frage nach der lichkeit und Verlässlichkeit zu vermitteln. Die
Einig sind sich die beiden Frauen, dass frühe Anzahl der fehlenden Ü3-Plätze“, fahren Regi- Jugendfarm in Altenessen ist dafür zum Bei-
Hilfen spätere Konflikte gar nicht erst aufkom- na Hallmann und Julia Jankovic fort. spiel ein gutes Konzept“, sagen die Politikerin-
men lassen. Deswegen lege Essen sehr viel Wert Seit 2015/16 habe sich die Anzahl der Be- nen.
auf Kindertagesstätten, Kindertagespflege und treuungsplätze um über 5.300 erhöht. Das zei-
ge, dass sie seit Jahren sehr gut im Ausschuss ASD und JPI arbeiten sehr
Essen auf einen Blick zusammenarbeiten. Trotzdem gäbe es noch sensibel mit den Menschen
nicht ausreichend Plätze. „Manches, wie die
Fluchtwellen aus Syrien und der Ukraine, kann Die sensible Arbeitsweise des Allgemeinen So-
www.service.essen.de führt zum Servicepor- niemand vorhersagen. Dazu kommt, dass pas- zialdienstes (ASD), am Jugendpsychologischen
tal mit allen Dienstleistungen der Verwal- sende Baugrundstücke fehlen oder Landes- Institut (JPI) und allen anderen Stellen im Ju-
tung. und Bundeszuschüsse nicht immer so fließen gendamt beeindrucke sie immer wieder. „Was
www.essen.de bietet einen Überblick über wie sie angekündigt werden“, so die Vorsitzen- die Stadt Essen jungen Menschen und ihren El-
die Arbeit der Verwaltung. de. tern bietet, ist schon beachtlich“, meint die
www.ris.essen.de gibt Infos rund um die Po- Ein besonderes Projekt sei das Randzeitenan- Ausschussvorsitzende Regina Hallmann. „Aber
litik und Rathaus sowie die öffentlichen gebot des Verbandes alleinerziehender Mütter die Menschen müssen natürlich wissen, dass es
Rats- und Ausschusssitzungen. und Väter (VAMV Essen). Es vermittelt Kinder- die Angebote gibt, und sie auch annehmen.“