Page 6 - Essen.informiert Ausgabe März 2024
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Essen.Informiert Stadtentwicklung März 2024
Moderne Archäologie hautnah sehen und erleben
Ruhr Museum zeigt Alltagsgegenstände der Vergangenheit / Vom Münzschatz bis zum Propeller
Das Ruhr Museum präsentiert die Ausstellung
„Jüngste Zeiten. Archäologie der Moderne an
Rhein und Ruhr“.
Die Ausstellung zeigt spannende archäologi-
sche Bodenfunde des Industriezeitalters aus Es-
sen, dem Ruhrgebiet und dem Rheinland. Die
Objekte werfen neue Schlaglichter auf die Kul-
tur- und Ereignisgeschichte des späten 18. bis
21. Jahrhunderts an Rhein und Ruhr.
Das Ruhrgebiet als ehemals größte Industrie-
region erlebt seit über 200 Jahren einen extre-
men Wandel. Nicht nur das Bewusstsein der
Region und ihrer Menschen, sondern auch die
materiellen Hinterlassenschaften in den Archi-
ven und Museen sowie in den Böden sind
durch diese Entwicklung geprägt. Die Industri-
alisierung überlagerte die dörflichen und feu-
dalen Strukturen, ihre Gebäude wurden immer
wieder erweitert und durch ständige Moderni-
sierungen verändert. Die Region, vor allem ihre
Industrie, aber auch ihre Wohnbebauung und
ihre Infrastruktur, wurde im Zweiten Weltkrieg
weitgehend zerstört. Nach dem Wiederaufbau
veränderte der Strukturwandel von der Indus-
trie- zur Dienstleistungsgesellschaft in der
zweiten Hälfte des vergangenen Jahrhunderts
noch einmal ihre Gestalt.
„Die Böden des Ruhrgebiets und des Rhein- Das alte Schlüsselbrett stammt aus einem Bunker, der während des Kalten Krieges nahe des Essener Hauptbahnhofs ent-
lands sind damit so etwas wie ein großes stand, erläutert Dr. Patrick Jung vom Ruhr Museum. Foto: Christoph Sebastian
Sacharchiv des Industriezeitalters. Das begann
mit der industriellen Revolution vor etwa 250 technischen und gesellschaftlichen Transfor- selt die Perspektive und zeigt die wachsende
Jahren und wird als die Epoche der Moderne mationsprozesse diese Moderne maßgeblich Rolle der Archäologie für die jüngsten Zeiten
bezeichnet“, erklärt der Direktor des Ruhr Mu- mitgeformt hat. Das Ruhr Museum mit seinem an Rhein und Ruhr. „Das entspricht der Aus-
seums, Prof. Heinrich Theodor Grütter. „In die- Standort auf dem Industriedenkmal und UNES- richtung des Ruhr Museums“, fährt Prof. Hein-
sem archäologischen Erbe der Moderne stecken CO-Welterbe Zollverein als natur- und kultur- rich Theodor Grütter fort. „Das Regionalmuse-
Geschichten, die in keiner Bibliothek und in historisches Museum des Ruhrgebiets sei genau um des Ruhrgebiets beschreibt in seinen
keinem Archiv verzeichnet sind.“ der richtige Ort, an dem die Denkmäler ihre Sammlungen und Ausstellungen interdiszipli-
Diese Ausstellung passe damit besonders in imposante Wirkung zeigen. när die gesamte Geschichte der Region. Das
das Ruhrgebiet, das durch die wirtschaftlichen, Die neue Ausstellung „Jüngste Zeiten“ wech- Spektrum reicht von den erdgeschichtlichen
Voraussetzungen und historischen Anfängen
bis in die Gegenwart.“
Die aktuelle Ausstellung ist in acht Kapitel,
Industrie, Infrastruktur, Müll, Umwelt, Ge-
schichte, Mensch, Nationalsozialismus und
Zweiter Weltkrieg, gegliedert. Sie bilden die Er-
zählung der Ausstellung, von der Industrialisie-
rung bis hin zum Zweiten Weltkrieg, der gro-
ßen Katastrophe in der Mitte des 20. Jahrhun-
derts. Die gezeigten Bodenexponate reichen
von Mikroskopspuren bis hin zum Propeller ei-
nes alliierten Bombers. Zeugnisse der Krupp’-
schen Gussstahlfabrik sind ebenso zu sehen wie
Funde aus den Zwangsarbeiterlagern der NS-
Zeit.
Zu den ältesten Exponaten gehören ein
Münzschatz aus Westfalen und der Grenzstein
eines Essener Bergwerks. Überraschend sind
Objekte aus dem rheinischen Braunkohletage-
bau und vor allem die jüngsten gezeigten
Fundstücke, wie etwa ein Schlüsselbrett aus ei-
nem Bunker des Kalten Krieges am Essener
Hauptbahnhof.
Die Ausstellung zeigt Exponate der jüngeren Archäologie. Dazu zählt unter anderem auch ein Propeller eines alliierten
Flugzeuges aus dem Zweiten Weltkrieg. Foto: Christoph Sebastian Weitere Infos unter: www.ruhrmuseum.de.