Page 42 - Essener Stadtmagazin_2_2025
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KULTUR


          Welcher Ort wäre passender, um die Indus-
          triegeschichte der Region aus der Sicht von
          Künstlern zu zeigen, als das Ruhr Museum
          auf dem UNESCO-Welterbe Zollverein? Über
          dreißig Jahre hat der Sammler Ludwig Schö-
          nefeld Bilder aller Maltechniken zusammen-
          getragen, die sich inhaltlich mit dem Thema
          Industrie befassen. Dabei hat er seine Sam-
          melleidenschaft nicht auf das Ruhrgebiet
          beschränkt, sondern sich thematisch ganz
          Europa gewidmet. So hat er im Lauf der Jah-
          re über 1.500 Gemälde in seinen Besitz ge-
          bracht. „Der Traum war eigentlich immer, ein
          eigenes Haus für diese Sammlung zu finden“,
          erklärt Schönefeld, „doch irgendwann muss
          man einsehen, dass sich so ein Vorhaben al-
          lein nicht realisieren lässt.“ Der Wunsch, dass
          die Bilder aus seiner Sammlung von Men-
          schen gesehen werden, sollte kein Traum
          bleiben. Schönefeld beschloss, sein Lebens-
          werk in die Obhut des  Ruhr Museums zu
          geben.  Die  Kunstwerke  bleiben  auf  diesem
          Weg weiterhin in seinem Besitz, ziehen aber
          um aufs Welterbe. Und das Ruhr Museum
          feiert dieses Ereignis mit einer großen Aus-
          stellung. „Die Sammlung Schönefeld ist die
          größte Kunstsammlung, die das Ruhr Mu-
          seum je übernommen hat“, strahlt Professor
          Heinrich Theodor Grütter, Direktor des Ruhr
          Museums und Vorstandsmitglied der Stiftung
          Zollverein. „Diese Sammlung schließt eine
          große Lücke bei uns. Wir sind stark in der Do-
          kumentation,  aber  die  Interpretation fehlte
          uns. Die Erfahrungsgeschichte der Menschen
          hier und über die Region hinaus erhält jetzt
          eine ganz neue Dimension. Darüber sind wir
          sehr glücklich, auch weil ich Ludwig Schöne-
          feld schon seit vielen Jahren kenne. Für uns
          kommt jetzt zusammen, was einfach zusam-
          mengehört.“ Auch Schönefeld freut sich, dass
          seine Sammlung nun so ein prestigeträchti-
          ges Zuhause erhält. „Ich wollte dem Ruhrge-
          biet gern etwas zurückgeben“, sagt er. Er selbst
          ist Ruhrgebietsmensch durch und durch, in
          Gelsenkirchen geboren, in Wattenscheid auf-
          gewachsen, in Bochum zur Schule gegangen
          und in Dortmund ausgebildet, musste der
          Kommunikationsfachmann, Industriemana-
          ger und Historiker das Revier mit Anfang 20
          verlassen und trat eine Stelle als Pressespre-
          cher bei Hoechst in Frankfurt an. Nach einem
          Projekt mit jungen Künstlern dort, erwarb er
          im Nachgang deren Bilder, was den Beginn
          der Sammlung Ludwig Schönefeld darstellte.
          „Ich habe immer aus historischem Interesse
          heraus gesammelt, eigentlich nie aus künst-
          lerischem“, erinnert er sich. Als die ersten
          Internet-Auktionshäuser entstehen, beginnt
          er systematisch, Werke zu erwerben. „Ich   Arbeiten im Schaudepot: Ludwig Schönefeld,
          habe überwiegend Bilder in meiner Samm-  Theo Grütter und Reinhild Stephan-Maaser
          lung, die aus dem Antrieb der Künstler selbst


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