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KULTUR
Nicole Kronauer (links) und Christiane Hüls (rechts) haben gemeinsam 27 Jahre lang im „Filmstudio“ gearbeitet
„Ich will das machen“, beschloss Chris- Katze besitzt und ganz viel Seele. Be- hat daher gekündigt. Die Pissoirs wur-
tiane Hüls, als sie vor 30 Jahren dem ständigkeit kommt in der Historie des den zu hoch angebracht, als das Schüler
Vorführer bei der Arbeit im „Filmstu- Filmstudios nicht ganz so oft vor, außer sie tre en könnten und nicht einmal für
dio“, dem Kino im Glückaufhaus, zusah. darin, dass es immer wieder dem Unter- Freikarten wollen Schulen oder Vereine
Die Studentin hatte gerade als Aushilfe gang geweiht war und seine Geschichte das Lehr lmprogramm schauen. Das
bei den Essener Filmkunsttheatern an- doch immer wieder eine andere Wen- „Filmstudio Glückauf“ startet nicht ge-
gefangen und sollte eigentlich hinter dung nahm. Am 1. März ein ganzes Jahr- rade erfolgreich. Nach mehreren Versu-
der eke mit den stylischen 50er-Jah- hundert lang. 1924 baut die Stadt Essen chen sind es schließlich die Nationalso-
re-Messingbeschlägen stehen und Ge- ein Kino. Nicht etwa, weil es nicht genug zialisten, die dem Lehr lm-Konzept ein
tränke verkaufen. Doch Filme in den Ende setzen, denn der schwer arbeiten-
35-mm-Projektor einzulegen und auf de Deutsche braucht Entspannung am
die Leinwand zu zaubern, faszinierte Abend. Gefolgt von den Briten, die der
sie mehr. Gesagt, getan. Die Filmrollen Unterhaltung in Gänze ein Ende setzen
sind heute Festplatten gewichen, Chris- und das Filmstudio in Schutt und Asche
tiane ist noch da, in ihrem Kino. Wenig bomben. Glückauf! Doch Phoenix Film-
später hört Nicole Kronauer bei der Er- studio steht wieder auf. Jetzt im schicken
ö nung des Astra- eaters als Essener 50er-Jahre-Gewand, so wie wir es heute
Filmkunsttheater, wie Geschäftsführerin kennen. In den Wirtschaftswunderjah-
Marianne Menze einem Reporter sagt, ren blüht es auf. Das Filmstudio über-
dass sie immer Aushilfen für ihre Ki- steht den Fernseher und auch das Cine-
nos suchen. Für Nicole, die gerade ihre Die „Glückauf-Lichtspiele“ 1934 maxx. 1991 übernehmen es die beiden
Ausbildung abgeschlossen hat, tut sich Kinoenthusiasten Hanns-Peter Hüster
in diesem Moment eine neue Welt auf. Kinosäle gäbe. Nein, weil die Vertrete- und Marianne Menze, polieren das Mes-
Sie könnte Teil eines Kinos werden. Und rinnen der katholischen und evangeli- sing, rüsten die Technik auf und zeigen
sie wird. Anders als Christiane ndet sie schen Frauenvereinigungen be nden, leidenschaftliches Arthouse-Kino – in-
ihren Platz hinter der geschwungenen dass in den Essener Kinos nur Schund haltlich oft im Gegensatz zum Reform-
eke, braucht den Kontakt zu den Men- läuft. Damit die Jugend nicht verdor- gedanken, aber immer mit höchstem
schen, denen sie Tickets, Eis und Brau- ben wird, muss ein neues Kino her, eins Anspruch an die Kunst. Das Publikum
sebrocken verkauft. Schnell kennt sie je- für Schüler, das pädagogisch wertvolle dankt es. Bis 2001 die nächste Katastro-
den Stammgast, denn das Publikum hier Lehr lme zeigt – ein Reformkino. Nach phe ins Haus steht. Ein Statik-Gutachten
ist treu. 27 Jahre lang sind Nicole und einem Jahr wird Bilanz gezogen. Der Ton stellt fest, dass die Betondecke von 1924
Christiane das vermutlich beständigste ist unverständlich, weil die Decke nicht einsturzgefährdet ist. Das Haus wird ge-
von vielen Teams, die das Filmstudio zu richtig abgehangen wurde, das Foyer ge- schlossen. Der Name „Glückauf“ wird
Das Foyer mit der markant geschwungenen Theke in den 1950er-Jahren dem machen, was es ist – ein wunder- schimmelt, weil vergessen wurde, eine endgültig zur Farce. Doch das Team um
schönes Kino, das mehr Leben als eine Heizung einzubauen. Die ekenfrau Hüster und Menze gibt nicht auf und
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