Page 64 - Fotostadt Essen 2
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PANORAMA (64) FOTOSTADT ESSEN PANORAMA (65) FOTOSTADT ESSEN
Transfer FOTOS: © TANJA LAMERS
der
Bilder
Über 2,5 Millionen wertvolle
und aufregende Dokumente
der Fotografiegeschichte
lagern in den Magazinräumen Die Digitalisate der Negativstreifen werden
des Prachtbaus der Villa Hügel. jeweils nach Filmnummern zusammengestellt.
© HISTORISCHES ARCHIV KRUPP
Bild unten:
Im ältesten deutschen Wirtschaftsarchiv, Arbeitsplatz Digitalisierungsstation:
dem Historischen Archiv Krupp, Die Negativstreifen werden aus der Verpackung
genommen und einzeln aufgelegt.
werden nun Werksfotografien
nach 1945 digitalisiert. Text: Jens Dirksen
„Bei Brand nicht mit Wasser löschen“, Werksfotografen ein Gespür für die künf- oder Lokomotiven, Brücken und Glok-
Eine Mammutaufgabe. steht unten auf einem Schild. Die Be- tige Massenwirkung des noch jungen ken“, sagt Manuela Fellner-Feldhaus: „Die
schriftung der Tür gegenüber ist etwas Mediums. Alfred Krupps Daguerreotypie Bilder dokumentieren die Wirtschafts-
älter: „Luftschutzraum 50 Personen“. Im oder die Glasplatten-Negative werden im geschichte der jungen Bundesrepublik,
geschichtsträchtigen Keller unter dem optimal klimatisierten Magazinraum nur die Erschließung osteuropäischer Märkte
Prachtbau der Villa Hügel geht es weniger mit Archiv-Samthandschuhen angefasst. durch Berthold Beitz. Aber auch Kultur-
prunkvoll zu als in den einstigen Wohn- Ein paar Kellerschritte weiter, im geschichte. Die Werksfotografen haben
räumen der Krupps oben. Doch was hier ehemaligen „Nähzimmer“ lagern Teile der
unten lagert, ist kulturhistorisch mindes- Werksfotografien der Firma Krupp aus der
tens so bedeutsam: Es ist das älteste deut- Nachkriegszeit, auch von „geschluckten“
sche Wirtschafts-Archiv, über zehn Regal- Unternehmen wie den Stahlwerken Bo-
kilometer voller Akten, Geschäftsbücher, chumer Verein oder der Werft AG Weser.
Postkarten und Pläne. Doch für diese Negative ist die Zeit des
Das Foto-Archiv darin sucht inter- dämmrigen Archivschlummers vorbei:
national seinesgleichen: Über 2,5 Millio- Seit April 2021 wird Krupps Werksfotogra-
nen Aufnahmen aus allen Epochen der fie ab dem Jahr 1945 digitalisiert. Warum?
Fotografiegeschichte lagern hier. Abzüge, „Wir wollen sie der Öffentlichkeit leich-
Negativ-Streifen, Rollfilme, Glasplatten – ter zugänglich machen“, sagt die Archiv-
und 12 Daguerreotypien. Diese aus den Historikerin Manuela Fellner-Feldhaus,
Kindertagen der Fotografie-Technik. Die zuständig für die Fotosammlungen. Sie
älteste Aufnahme, wohl von einem Wan- betreut gemeinsam mit dem Historiker
der-Fotografen 1846 erstellt, zeigt die Felix Hartelt die Digitalisierungsprojekte
junge Bertha Eichhoff samt Eltern, sieben des Krupp-Archivs. Dass dessen Bestände,
Jahre bevor sie Alfred Krupp heiraten also Text- und Bildquellen, digital und
sollte. Der wiederum wurde drei Jahre spä- online sichtbar werden, gehört momentan
ter mit einer Daguerreotypie porträtiert zu den vordringlichen Zielen.
(www.daguerreobase.org). Und bewies mit Die Fotos aus der Nachkriegszeit sind
der Gründung einer werkseigenen „Pho- nur eine von mehreren Beständen, aber
tographischen Anstalt“ 1861 und der An- der umfangreichste. „Und sie zeigen ja viel
stellung des mutmaßlich weltweit ersten mehr als Werke, Maschinen und Arbeiter