Page 6 - Essen.Informiert Ausgabe Juni 2025
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Essen.Informiert Aktuelles Juni 2025
Stadtdirektor Peter Renzel mit der Chefärztin des Gesundheitszentrums St. Vincenz, Dr. med Aischa Nitardy. Die erfahrene Medizinerin wechselte im vergangenen Jahr von Berlin in die
Ruhrmetropole. Fotos: Frank-Lothar Lange
Peter Renzel: „Wir werden den Norden nicht hängen lassen“
Gesundheitskioske und Gesundheitszentrum St. Vincenz sind erfolgreich angelaufen
Nach dem Schock der Schließung des Marien- bieten in Essen viele Eingri e, ganz verschiede- sundheitsversorgung inklusiv unseres Ret-
hospitals in Altenessen sowie des St. Vincenz ne Operationen auch ambulant an. Da reicht tungswesens im und für den Essener Norden
Krankenhauses in Stoppenberg hat die Stadt- der Aufenthalt von einem Tag ohne Übernach- massiv verbessert haben.
spitze rund um Oberbürgermeister Thomas Ku- tung. Die kleineren Krankenhäuser können den
fen und Stadtdirektor Peter Renzel die Zügel Wandel dann aus eigener Kraft nicht mehr be- Essen.Informiert: Was ist geplant bzw. bereits
für eine bessere Gesundheitsversorgung im Es- stehen. realisiert?
sener Norden federführend in die Hand ge-
nommen. Fünf Jahre nach der Schließung steht Essen.Informiert: Zwei Kliniken plötzlich ge- Peter Renzel: In Stoppenberg, direkt an der
fest, dass darin auch Chancen für die Zukunft schlossen. Wie ging’s weiter? Grenze zu Altenessen, haben wir mit StatAMed
bestehen, die bereits aktuell genutzt werden. ein echtes Zukunftsprojekt entwickelt. Einzig-
Stadtdirektor und Gesundheitsdezernent Peter Peter Renzel: Unser Oberbürgermeister Tho- artig in NRW, mitten im Essener Norden.
Renzel dazu im Interview: mas Kufen hat mich damals noch an Tag 1 StatAMed steht für (Kurz-) „Stationäre Allge-
nach der Verkündigung der Krankenhaus- meinmedizin“ mit sektorenübergreifender Ver-
Essen.Informiert: Herr Renzel, können Sie Schließungen – obwohl wir beide sozusagen in sorgung und wird aktuell an sechs Standorten
verstehen, wie enttäuscht die Menschen im Es- Schockstarre waren – beauftragt, eine Analyse in Deutschland erprobt. Einer davon ist unser
sener Norden über die Krankenhaus-Schließun- für die Gesundheitsversorgung schnell vorzu- Gesundheitszentrum St. Vincenz in Essen.
gen sind? bereiten und erste Skizzen für Lösungsmodelle Wenn akut erkrankte und ältere Menschen ei-
für den Essener Norden zu entwickeln. Ich war ner Behandlung bedürfen, werden sie oft per
Peter Renzel: Natürlich verstehe ich das, ich mit unserem Oberbürgermeister sehr einig: Rettungswagen in die Notaufnahme gebracht
war damals ja selbst schockiert, hatten wir „Wir lassen den Norden nicht hängen!“ Auch und für längere Zeit vollstationär im Kranken-
doch ein ganz anderes Zukunftsbild. Die Ent- wenn die Aufgabe irre komplex ist. Wir fangen haus versorgt. Aus medizinischer Sicht ist es
scheidung der Contilia kam für uns aber plötz- ja fast bei Null wieder an. viel bedarfsgerechter, wenn die Betro enen für
lich und völlig unerwartet. Wir konnten das wenige Tage eine pflegerische und ärztliche
damals nicht verstehen und auch nicht mehr Essen.Informiert: Von Null wieder anfangen? Rund-um-die-Uhr-Versorgung im Krankenhaus
verhindern. Das müssen Sie erklären. erhielten und danach ambulant weiterbehan-
delt würden. Unser Ziel im Essener Norden mit
Essen.Informiert: Woran lag das? Peter Renzel: Nach der Analyse haben wir dem StatAMed, nach der vierjährigen Modellphase
Rat der Stadt sieben Projekte zur Beschlussfas- wird sie weiter unter dem Begri „Stadtteilkli-
Peter Renzel: Die Menschen bleiben heute sung vorgeschlagen, die dabei helfen sollen, nik St. Vincenz“ geführt, ist die Scha ung einer
immer kürzer in Krankenhäusern. Viele Ein- die „Gesundheitsregion Essener Norden“ zu Brücke zwischen ambulanter und stationärer
gri e finden zudem gar nicht mehr in Kran- entwickeln. Sozusagen als „Null-Linie“, um Behandlung, die eine niederschwellige Versor-
kenhäusern statt, weil es auch ambulant geht dann ggfs. neue Versorgungsformen zu etablie- gung mit kurzer stationärer Aufenthaltsdauer
und das auch noch sehr sicher und viel be- ren und Vorhandenes sinnvoll einzubinden. Wir ermöglicht.
schwerdefreier als früher. Die Krankenhäuser wollen am Ende des Gesamtprozesses, der si- Das ist aus meiner Sicht das, was wir brau-
haben sich schon längst darauf eingestellt und cher noch ein paar Jahre dauern wird, die Ge- chen. Wir bauen dafür die Stadtteilklinik, wo