Page 9 - Essen.Informiert Ausgabe Dezember 2024, Januar 2025
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9 Politik und Verwaltung
Dezember / Januar 2024 / 2025 Essen.Informiert
Gelebte Demokratie: Bildung ist die Basis für alles
Im Fokus: Der Ausschuss für Schule, Bildung und Wissenschaft
Die Zahl ist riesig: Über eine Milliarde Euro
investiert die Stadt Essen in den kommenden
zwei Jahren allein in Erweiterungen, Sanierun-
gen oder den Neubau von Schulen. Zusätzlich
fließen Millionen in die Ausstattung - von der
neuen Schultafel über technisches Gerät bis
hin zu neuen Tischen und Stühlen. Dazu kom-
men noch Personalkosten (Sekretariate, Haus-
meisterdienste, Schulsozialarbeit).
Wir müssen in
Bildung investieren
„Wir investieren in Bildung, um allen Schüle-
rinnen und Schülern einen guten Unterricht zu
ermöglichen“, sagt der Vorsitzende des Aus-
schusses für Schule, Bildung und Wissenschaft,
Dr. Andreas Kalipke. „Bildung ist die Basis für
alles“, ergänzt seine Stellvertreterin Anke Löhl.
Beide sind vom Fach und sehen Schule jeden
Tag von innen. Und dort steigt die Anzahl der
Schülerinnen und Schüler (SuS) stetig an. „Der
Wandel von einer schrumpfenden zu einer
wachsenden Stadt hat sich durch die Zuwan- Anke Löhl, stellvertretende Vorsitzende des Ausschusses für Schule, Bildung und Wissenschaft und der Vorsitzende Dr. An-
derung ab 2015 und wieder ab 2022 noch ein- dreas Kalipke, erläutern die Arbeit des Ausschusses. Fotos: Dirk-R. Heuer / Stadt Essen
mal beschleunigt“, erklärt der Vorsitzende die
Investitionen in Schulgebäude. Die Stadt habe de ab dem Schuljahr 2025/2026 die bestehen- Bezahlung. „Ich denke, dass die Digitalisierung
darauf reagiert und ein „ambitioniertes Schul- de reduzierte Klassenstärke an Schulen des ge- helfen kann, damit die Lehrkräfte nicht weiter
bauprogramm aufgelegt.“ meinsamen Lernens aufgehoben. Künftig kön- die Essenslisten verwalten müssen.“
nen dann, je nach Schultyp, zwischen 29 und
Schulentwicklungsplan ist 31 SuS in jeder Klasse unterrichtet werden. Bis- Digitalisierung an den
gute Basis für die Arbeit lang beträgt die Klassengröße 27 SuS. Schulen geht voran
„Glücklich sind wir darüber nicht“, sind sich
„Die Basis dafür ist der Schulentwicklungs- Anke Löhl und Andreas Kalipke einig. Allerdings Die Digitalisierung an den Essener Schulen
plan, in dem sich die neuesten Zahlen wider- sei diese Regelung zeitlich befristet ist. „Die gehe voran. „Alle Kinder haben iPads, auch
spiegeln“, sagt Anke Löhl. „Allerdings ziehen Einrichtung zusätzlicher Klassen ist oft nicht wenn sie vor allem montags nicht immer voll
jede Woche neue SuS unterschiedlichsten Al- möglich. Vielen Schulen fehlen nicht nur Räu- aufgeladen sind“, erzählt die Lehrerin mit ei-
ters mit unbekanntem Bildungsniveau nach Es- me, sondern auch Lehrkräfte.“ nem Schmunzeln. Auch die digitalen Tafeln be-
sen. Die macht eine Planung nicht einfacher. währten sich. Über sie erhalten die SuS unter
Wir müssen als Stadt dafür sorgen, dass alle Für die OGS wird qualifiziertes anderem Aufgaben direkt auf das iPad oder
Kinder und Jugendlichen einen Platz in der Personal gesucht präsentieren Ergebnisse. Lediglich das WLAN
Schule erhalten.“ laufe nicht an allen Schulen immer stabil.
Hinzu komme der Wechsel von G8 zurück zu Zusätzliches Personal benötige die Stadt auch Kritisch sieht Anke Löhl, dass die Sprachför-
G9 (Abitur nach acht nun wieder nach neun für qualifizierte Fachkräfte im O enen Ganz- derung insbesondere von zugewiesenen SuS
Jahren). Auch der Ausbau der O enen Ganz- tag (OGS). Dafür biete die Jugendhilfe Essen unzureichend ist. „Nicht jedes Kind ist so
tagsschule (OGS) verschärfe die Raumnot an gGmbH bereits eine zwölfmonatige modulare sprachbegabt, dass es Sprache und oft auch ein
den Schulen. Weiterbildung an. neues Alphabet binnen der Erstförderung
„Obwohl Essen bei Schulneubau und -erwei- „Aber wie viele Eltern nach der Einführung lernt.“ Auch die Eltern müssten mehr in den
terungen das Tempo sehr beschleunigt hat, ha- des Rechtsanspruchs auf einen Platz im OGS ab Spracherwerb einbezogen werden. „Aber dar-
ben wir Mühe, den erforderlichen Raumbedarf 2026 für ihre Kinder das Angebot auch nutzen auf haben wir in der Kommune keinen Ein-
zu decken“, so der Vorsitzende. Deswegen wer- werden, ist schwer abschätzbar“, sagt Andreas fluss“, bedauert sie. „Gerade wir vor Ort, wis-
Kalipke. Studien gingen heute von einer Quote sen, was erforderlich ist“, bestätigt Andreas Ka-
zwischen 80 und 85 Prozent aus. An der Betei- lipke. „Im Bereich Schule müssen die Kommu-
Essen auf einen Blick ligung der Eltern an den OGS-Kosten anhand nen bei der Gesetzgebung mehr Einfluss erhal-
sozialer Kriterien halte die Stadt fest, sagen die ten.“
www.service.essen.de führt zum Servicepor- beiden Pädagogen. Ihr Ziel sei, ein qualifiziertes Essen sei aber auf einem guten Weg. „Es be-
tal mit allen Dienstleistungen der Verwal- Angebot zu bieten, dass dem Förder- und Be- wegt sich viel und es entstehen wunderbare
tung. treuungsbedarf der Kinder entspreche. „Wir Schulen“, so der Vorsitzende. Und vielleicht ist
www.essen.de bietet einen Überblick über wollen natürlich keine Verwahranstalten für auch noch eine zusätzliche Förderschule drin,
die Arbeit der Verwaltung. Kinder“, betont die stellvertretende Vorsitzen- die nach Ansicht beider dringend erforderlich
www.ris.essen.de gibt Infos rund um die Po- de. „Im Vergleich mit anderen Ruhrgebietsstäd- ist. Beim Blick zurück zeige sich, dass „wir heu-
litik und Rathaus sowie die öffentlichen ten sind wir aber gut aufgestellt.“ Weitere The- te sehr viel weiter sind, als noch vor zwei Jah-
Rats- und Ausschusssitzungen. men sind Schulessen, Qualität, Anmeldung und ren absehbar war.“