Page 65 - Magazin Fotostadt
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SAMMELN UND ARCHIVIEREN [64] FOTOSTADT ESSEN SAMMELN UND ARCHIVIEREN [65] FOTOSTADT ESSEN
Für Verwandte, Freunde oder
Geschäftspartner ließ der Patriarch
Porträts anfertigen –
als fotografische Visitenkarte.
Weltausstellung von Philadelphia 1876. Und Damals wahrlich ein Luxus: Auch Familienmitglieder betätigten sich als
man sieht natürlich immer wieder die Arbeit in Fotografen. Neben den Amateuraufnahmen Johann Jacob Burbach: Alfred Krupp,
den Produktionsstätten, Blicke in die Monta- Ein Foto kostete so viel, wie ein von Margarethe Krupp und Gustav Krupp von Begründer der Foto-Abteilung 1861,
gehallen oder funkenstiebende Ansichten von Krupp-Mitarbeiter an drei Bohlen und Halbach sind vor allem die Reise- um 1849, Daguerreotypie
Abstichen an den Hochöfen. Staatsbesuche von Tagen verdiente. fotografien von Alfried Krupp von Bohlen und
Kaisern und Königen, aber auch die Rüstungs- Halbach bemerkenswert. Das Dia-Archiv des
produktion sind dokumentiert. begeisterten Film- und Amateurfotografen, der
Der qualitative Schwerpunkt der Samm- Der Patriarch Alfred Krupp ließ aber auch für bereits ab 1938 frühe Farbdiapositive anfertig-
lung liegt in der Zeit vor 1914, der quantitative Verwandte, Freunde oder Geschäftspartner te, umfasst rund 30.000 Aufnahmen. Zwischen
in der Zeit nach 1960. Denn im Laufe der Jahr- Porträts anfertigen – als fotografische Visiten- 1956 und 1966 stellte er daraus Bücher als Pri-
zehnte bemühten sich nicht nur die Werksfo- karte. Damals wahrlich ein Luxus: Ein Foto vatdrucke zusammen, die in der firmeneigenen
tografen um Bilder von Krupp. Auch interna- kostete so viel, wie ein Krupp-Mitarbeiter Druckerei produziert wurden.
tional renommierte Fotografen wie René Burri an drei Tagen verdiente. Neben den offiziel- Heute fördert die gemeinnützige Alfried
und Josef Darchinger widmeten sich dem The- len Porträts enthält die Sammlung zahlreiche Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung die
ma, ferner Erich Lessing und Timm Rautert. Schnappschüsse der Familie. Ein gemeinsames Fotografie auf vielfältige Art, beispielsweise
Sie zählen zu den Protagonisten einer neuen, Frühstück, ausgelassenes Wintervergnügen auf durch Stipendien für Fotograf:innen und Ku-
modernen Industriefotografie, die sich innova- Skiern. „Ich glaube, dass diese Fotos einen sehr rator:innen. Sie setzt damit die lange Fotogra-
tiver, dynamischer, atmosphärischer und sub- persönlichen Blick auf die Familie ermögli- fie-Tradition des Hauses Krupp auf ganz neue
jektiver gab. chen“, sagt Historiker Ralf Stremmel. Weise fort. Mit Blick auf die Zukunft.
Hochofenwerk Borbeck, Essen, 18. März 1929, Cyanotypie
oben: Werksfotograf: 28,8-Tonnen-Dampfturbinenläufer, Bochumer Verein für Gussstahlfabrikation, 1961, Negativ, s/w ALLE FOTOS: HISTORISCHES ARCHIV KRUPP, ESSEN
rechts: Centennial Photographic Co.: Krupp-Stand, Weltausstellung Philadelphia, 1876, Albuminpapier