Page 29 - Magazin Fotostadt
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 Timm Rautert               Otto Steinert


                            Für einen Katalogumschlag hatte Otto Steinert seine Studierenden
                            hundsgemein fotografiert. Mit Weitwinkel aus der Nähe aufgenommen
                            sahen wir nicht gerade vorteilhaft aus. Also fragte ich: Herr Professor,
                            dürfte ich Sie auch einmal fotografieren? OK sagte er, wann und was soll
                            ich anziehen? Mir fiel nichts anderes ein, da habe ich „Smoking“ gesagt.
                            Pikobello gekleidet kam er ins Atelier, Tageslicht links, Aufheller rechts,
                            ein schmaler Hocker. Er war eine elegante, durchaus autoritäre Figur
                            und damals so jemand wie der Papst der Deutschen Fotografie. Auf kei-
                            nen Fall war er unsicher. Er hat versucht sich möglichst zu verstecken
                            und hat dazu das Besteck herausgeholt, was möglich war: Zigarre in der
 und  die                   Ich war am Ende zufrieden, er, glaube ich, „not amused“.
                            Hand und ein kalter abweisender Blick durch Dich hindurchschauend.






 Leben

























 der







 Fotografie













 Er hat sich und sein Genre immer wieder neu erfunden, entdeckt und geprägt.
 Als neugieriger Journalist, als Künstler und als Lehrer, der u. a. mit seiner Professur an
 der Leipziger Kunsthochschule vielen namhaften Fotograf:innen Wege eröffnete.
 Ausgebildet an der Folkwang in Essen inspirierte er immer wieder Kunstbetrieb

 wie Publikum. Seine Anekdoten zu einigen seiner Schlüsselwerke – und eine    PORTRÄT: RALPH GOERTZ © IKS-MEDIENARCHIV
 Würdigung zu seinem 80. Geburtstag.  ALLE FOTOS: © TIMM RAUTERT




 Interview mit Timm Rautert, 3. August 2021, Essen-Werden,  Otto Steinert, Essen, 1968, Silbergelatineabzug, 39,8 × 27,1 cm, Leihgabe des Künstlers
 zusammengestellt von Thomas Seelig
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