Page 25 - Essen_Magazin_2022_01
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USE IN ES
 SEN
 U HA
 Z ZU HAUSE IN ESSEN
                                                                               HALDEN FÜRS HERZ

                                                                               Joachim  Hunker  und  Bernadette
                                                                               Hosters leben in einem urigen Ze-
                                                                               chenhaus in Karnap. Sie könnten
                                                                               sich  keinen  besseren  Stadtteil  in
                                                                               Essen  vorstellen,  denn  die  Kum-
                                                                               pel-Solidarität von damals lebt in
                                                                               der Nachbarschaft fort.

                                                                               „Wir sind noch nie so schnell irgend-
                                                                               wo  heimisch  geworden  wie  hier“, Ber-
                                                                               nadette  Hosters  gerät  noch  immer  ins
                                                                               Schwärmen, wenn sie an den Beginn
                                                                               in  Essen  denkt. Vor  vier Jahren  zog  es
                                                                               die 34-jährige P egewissenschaftlerin
                                                                               und ihren ein Jahr älteren Freund nach
                                                                               zahlreichen Stationen im In- und Aus-
                                                                               land in das rote Backsteinhaus in der
                                                                               Mathias-Stinnes-Siedlung. In  der  fast
                                                                               schon pittoresken Kolonie, die einst
                                                                               für die Angestellten der gleichnamigen
                                                                               Karnaper Zeche gebaut wurde, reiht
                                                                               sich über mehrere Straßen ein uriges,
                                                                               schmales Zechenhaus an das nächste.
                                                                               Auch heute – 50 Jahre nach Schließung
                                                                               des Steinkohlebergwerks – leben noch
                                                                               immer einige ehemalige Kumpel in der
                                                                               Siedlung. Dieses Gemeinschaftsge-
                                                                               fühl, das damals unter Tage herrschte,
                                                                               spürt  Maschinenbau-Wissenschaftler
                                                                               Joachim „Jockel“ Hunker noch heute:
                                                                               „Man kann immer anschellen, wenn
                                                                               man ein Problem hat und wenn wir ver-
                                                                               reisen, schaut immer jemand nach der
                                                                               Post und den Blumen. Der Zusammen-
                                                                               halt ist einfach unglaublich groß.“ Und
                                                                               seine Freundin fügt hinzu: „Hier ist es
                                                                               wie bei uns früher auf'm Dorf.“ Gemeint
                                                                               ist ihre ursprüngliche Heimat, das Sau-
                                                                               erland, wo sie bereits 2006 ein Paar ge-
                                                                               worden sind. Doch wie verschlug es die
                                                                               beiden Naturliebhaber in Essens nörd-
                                                                               lichsten und am niedrigsten gelegenen
                                                                               Stadtteil? „Ich habe Verwandte in Al-
                                                                               tenessen, daher kannte ich die Gegend
                                                                               schon. Und als wir das Haus gesehen
                                                                               haben, waren wir beide sofort verliebt“,
                                                                               erzählt Hunker. Und was man liebt, das
                                                                               p egt man. Daher engagiert er sich seit
                                                                               ein paar Monaten in der Bürgergemein-
                                                                               schaft „Carnap Tip Top“. Gemeinsam
                                                                               mit anderen Bewohnerinnen und Be-
                                                                               wohnern  werden  Kreisverkehre,  Stra-
                                                                               ßen und Plätze von Müll befreit und be-
                                                                               grünt. „Am schönsten ist es im Sommer.
                                                                               Dann blühen die Kirschbäume und der
                                                                               Wein rankt sich an den Häusern hoch.
                                                                               Damit das so bleibt, packen wir alle mit
                                                                               an“, sagt der Hobby-Gitarrist mit glän-
 Ab und an gr eift Joachim Hunk er im W ohnzimmer des Z echenhäuschens in die Seit en und gib t seiner F r eundin Bernadett e ein Priv a tk onz ert
 Ab und an greift Joachim Hunker im Wohnzimmer des Zechenhäuschens in die Seiten und gibt seiner Freundin Bernadette ein Privatkonzert


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