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PANORAMA (38) FOTOSTADT ESSEN PANORAMA (39) FOTOSTADT ESSEN
Während die Ausstellung „Absage an das Einzelbild“ (1980) den Dank Florian Ebner finden viele der Werke aus dieser Zeit den Michael Schmidt
seriellen und konzeptuellen Rahmen aktueller Arbeiten the- Weg in die Sammlung. Von 2012 bis 2017 für die Fotografie am Aus der Serie: Waffenruhe, 1985/1987
matisierte, geht „Reste des Authentischen“ (1986) einen Schritt Museum Folkwang zuständig und heute am Centre Pompidou © STIFTUNG FÜR FOTOGRAFIE UND
weiter. Hier wird ein Paradigmenwechsel in der Fotografie pos- tätig, hat Ebner mit den Projektpartnern C/O Berlin und dem MEDIENKUNST MIT ARCHIV MICHAEL SCHMIDT
tuliert: weg von der Information, hin zum subjektiven und oft Sprengel Museum in Hannover 2015 eine Trilogie der 1980er
farbigen Bild, das mit symbolisch aufgeladenen Unschärfen, Jahre zwischen den Achsen Berlin, Hannover und Essen erdacht
Leerstellen und Textfragmenten operiert. und im Museum Folkwang unter dem Titel „Das rebellische
Bild“ ausgestellt. Sie zeigen Michael Schmidt als starke Identi-
Einer der einflussreichsten deutschen Fotografen dieser Zeit ist fikationsfigur und als fotografisch Suchenden, der auch mit
Michael Schmidt, der von Berlin aus nicht nur die „Werkstatt für Hilfe eines Stipendiums der Alfried Krupp von Bohlen und
Fotografie“ und einen transatlantischen Dialog zwischen den Ver- Halbach-Stiftung 1984 eine neue künstlerische Handschrift
einigten Staaten und Deutschland auf den Weg bringt, sondern hervorbringt. In „Reste des Authentischen“ bekommen einige
mit seiner radikalen Bildsprache auch enormen Einfluss auf eine Abzüge seiner später bahnbrechenden Arbeit „Waffenruhe“ eine
neue Generation von Bildermacher:innen nimmt. Er ist in diesen erste Öffentlichkeit. Damals noch unbetitelt, sollen sie zwei Jahre
Jahren oft zu Gast in Essen. So übernimmt er 1981 für zwei Semes- später in der Einzelausstellung im Museum Folkwang (1988)
ter einen Lehrauftrag an der Folkwangschule. Dort versammelt sowie im selben Jahr mit der Teilnahme an „New Photography 4“
er junge Fotograf:innen wie Gosbert Adler, Joachim Brohm, im Museum of Modern Art in New York und anderen Orten zu
Volker Heinze, Andreas Horlitz und Petra Wittmar um sich. weltweiter Anerkennung gelangen.
Bild links:
Beate Gütschow
LS #3, 1999
© VG BILD-KUNST, BONN 2021
Bild unten:
Florence Henri
o. T. (Porträt Tulia Kaiser), um 1930