Page 9 - Essen.Informiert Ausgabe Mai 2024
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9 Politik und Verwaltung
Mai 2024 Essen.Informiert
Gelebte Demokratie: Aufklärung ist ein wichtiger Faktor
Im Fokus: Der Ausschuss für Umwelt, Klima und Verbraucherschutz
Sie bohren dicke Bretter: Die Mitglieder des
Ausschusses für Umwelt, Klima und Verbrau-
cherschutz. Damit das kein Kampf gegen Wind-
mühlen wird, setzen die Ausschussvorsitzende
Martina Schürmann und ihr erster Stellvertre-
ter Christoph Kerscht auf Aufklärung. „Wir
müssen die Menschen mitnehmen und ihnen
erklären, warum wir bestimmte Dinge verän-
dern müssen“, betonen beide.
Klima- und Umweltthemen
betreffen alle Menschen
„Klima und Umwelt betre en alle Menschen
gleichermaßen“, sagt die Vorsitzende. „Und
jede Person hat die Möglichkeit, etwas dazu
beizutragen, die Umwelt zu schonen“, ergänzt
ihr Stellvertreter.
Über den Aktionsplan für nachhaltige Energie
und Klima - kurz SECAP - gehe die Stadt auf Die Ausschussvorsitzende Martina Schürmann und ihr erster Stellvertreter Christoph Kerscht sehen Essen auf einem guten
die Bevölkerung zu und binde sie ein. Die Kli- Weg, auf dem noch einige Steine weggeräumt werden müssen. Foto: Moritz Leick / Stadt Essen
matrainings bieten allen Interessierten die Ge- rutsch an der Werdener Straße: „Dauerregen, Verbraucherinnen und Verbraucher einen gro-
legenheit, Informationen zu erhalten und die Frost und Abholzungen haben den Hang de- ßen Einfluss haben“, ist sich der stellvertreten-
Umwelt bewusster wahrzunehmen. Dort kön- stabilisiert“, erläutert die Vorsitzende. Der ural- de Vorsitzende sicher. „Wir müssen weg vom
nen die Bürgerinnen und Bürger individuell te Steinkohleabbau habe ein Übriges getan. reinen Verbrauch und hin zu mehr Nachhaltig-
Möglichkeiten ausprobieren, die Umwelt, Klima Treten keine weiteren Überraschungen auf, en- keit. Dazu gehört auch, weniger Fleisch zu kon-
und den eigenen Geldbeutel gleichermaßen den die Bauarbeiten Mitte/Ende Mai und die sumieren“, fährt er fort.
schonen. Straße wird wieder frei gegeben“, kündigt sie Beide Politiker sind sich einig, dass „wir bei
„Wir haben schon vieles auf den Weg ge- an. Auf die Zunahme von Starkregenfällen und der Umsetzung von Maßnahmen schneller wer-
bracht, um unsere Klimaziele zu erreichen“, be- ihrer Folgen müsse die Stadt reagieren. den müssen.“ Planfeststellungspläne, die sich
tont Martina Schürmann. So unterstütze die Ein Umdenken ist in allen über zehn Jahre hinzögen, verhinderten den
Stadt Interessierte bei der Anscha ung von schnellen Umstieg in einen attraktiven Nah-
Photovoltaik, fördere Gründächer oder bezu- Lebensbereichen nötig und Fernverkehr.
schusse den Kauf von Lastenrädern. Unterneh- „Wir wollen die Qualität des ö entlichen Per-
men erhalten Beratungen, wie sie Energie ein- „Der Hangrutsch und die Überschwemmun- sonennahverkehrs (ÖPNV) stetig verbessern“,
sparen und unter Umständen selbst produzie- gen in den vergangenen Jahren bestätigen, sind sich beide einig. „Und da sind wir auf ei-
ren können. Auch die Ruhrbahn bepflanze die dass wir alle umdenken müssen“, betont sie. nem guten Weg“, betont Christoph Kerscht.
Künftige Gebäude klima- Das bedeute auch, Abschied von lieb gewon- „Bereits heute wird in Essen fast ein Viertel al-
ler Wege mit Bussen und Bahnen zurückgelegt.“
nenen Gewohnheiten zu nehmen: „Um bei
freundlich gestalten starken Regenfällen mehr Wasser in der Stadt Das „Bussi-Angebot der Ruhrbahn ist ein guter
aufzunehmen, müssen wir Flächen entsiegeln, Weg“, findet Martina Schürmann. Sie könne
ersten Haltestellendächer. auch wenn damit der eine oder andere Park- sich gerade in den bevölkerungsärmeren Teilen
„Bei neuen Bebauungsplänen legen wir hohe platz einem Baum weichen muss.“ Ähnliches der Stadt weitere individualisierte „on de-
Maßstäbe an die künftigen Gebäude an“, so die gelte auch bei der Ernährung: „Müssen wir mand-Angebote“ (ÖPNV auf digitale/telefoni-
Vorsitzende. Christoph Kerscht verweist darauf, wirklich frische Erdbeeren zu Weihnachten es- sche Nachfrage) vorstellen. Das wäre auch an
„dass bei allen städtischen Immobilien über- sen?“, fragt sich die Vorsitzende. Wochenenden und abseits der Hauptverkehrs-
prüft wird, welche Dächer sich für Photovoltaik Hier setze unter anderem die Ernährungsstra- zeiten eine bessere Alternative als menschen-
eignen. Über das Solarkataster können Immo- tegie der Stadt an. „Ernährung und Gesundheit leere Busse durch die Gegend fahren zu lassen.
bilienbesitzende leicht ermitteln, ob ihr Dach sind zwei Seiten einer Medaille. Wir wollen, Die Verbraucherzentrale
für die Stromwassergewinnung geeignet ist.“ dass die Ernährung in den Kindertagesstätten
Wie wichtig ein Umdenken sei, zeige der Erd- und Schulen saisonaler und regionaler ausge- weiter ausbauen
richtet wird“, erläutert der stellvertretende
Essen auf einen Blick Vorsitzende. „Wir müssen, angesichts zahlreicher digitaler
Angebote und dubiosen Haustürgeschäften,
Über die RGE Servicegesellschaft Essen mbH
verfüge die Stadt über Einfluss auf die Speise- den Verbraucherschutz in Essen weiter stär-
www.service.essen.de führt zum Servicepor- pläne in Kitas, Schulen und der Mitarbeiter- ken“, erklärt der stellvertretende Vorsitzende.
tal mit allen Dienstleistungen der Verwal- gastronomie. Regionalität nutze den Landwir- Denn auch der sei Teil der Aufgaben des Aus-
tung. ten vor Ort ebenso wie der Umwelt, weil die schusses. Wünschenswert sei eine zusätzliche
www.essen.de bietet einen Überblick über langen Transportwege wegfielen. Der Trend, Stelle, „weil sich die Anfragen und Beratungen
die Arbeit der Verwaltung. wieder eigenes Gemüse anzubauen, fördere in der Verbraucherschutzzentrale in den ver-
www.ris.essen.de gibt Infos rund um die Po- auch die Wertschätzung von Lebensmitteln. gangenen Jahren erhöht haben.“ Die Menschen
litik und Rathaus sowie die öffentlichen Die Tatsache, dass selbst Discounter zuneh- vertrauen der Institution, die aber personell an
Rats- und Ausschusssitzungen. mend auf Bio-Produkte setzen, zeige, dass „die ihre Grenzen komme.