Page 9 - Essen.Informiert Ausgabe Juli/August 2024
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       Juli/August 2024                                                                            Essen.Informiert



       Gelebte Demokratie: Kultur ist ein wichtiger Standortfaktor


       Im Fokus: Über die Weiterentwicklung der Kunst-und Kulturszene berät der Kulturausschuss


        Kultur ist ein Lebenselixier: Es fördert nicht
       nur die eigene Gesundheit und das Wohlbefin-
       den, wie viele wissenschaftliche Untersuchun-
       gen belegen. Kultur begünstige zugleich Tole-
       ranz, ein Überdenken der eigenen Vorstellun-
       gen und das Verständnis für andere. Und ganz
       nebenbei ist die Kultur- und Kreativwirtschaft
       ein nicht zu unterschätzender Standortfaktor.
               Essen ist kulturell
                breit aufgestellt

         Dazu braucht es allerdings eine lebhafte Kul-
       turszene. „Essen ist kulturell breit aufgestellt“,
       erklärt Christiane Moos, Vorsitzende des Kul-
       turausschusses der Stadt Essen. „Die Bandbreite
       ist riesig und die Szene wächst weiter, auch im
       Bereich der digitalen Kunst“, erläutert die Vor-
       sitzende. Auch ihre Stellvertreterin, Elisabeth
       Mews, freut sich über die Vielfalt in Essen,
       ebenso wie „alle anderen Mitglieder im Aus-
       schuss.“ Das Schöne am Kulturausschuss sei,
       dass „alle an einem Strang ziehen. Wir brennen
       für die Kultur in Essen.“
         Die beiden Politikerinnen selbst sind von frü-
       hester Jugend an von den Eltern an die Kultur   Die Vorsitzende des Kulturausschusses, Christiane Moos, und ihre erste Stellvertreterin Elisabeth Mews (v.re.) sehen Essen
       herangeführt worden. Und das wollen sie nun   kulturell gut aufgestellt. Damit es so bleibt, sei aber mehr Personal und Geld nötig.  Foto: Dirk-R. Heuer / Stadt Essen
       an die junge Generation weitergeben.
                                               Umgebung nahezubringen.“ Die Entscheidung,   an Grundschulen zu fördern und zu verankern.
           Wir wollen die Kultur in            sich mit Kultur zu beschäftigen, liege am Ende     „Die Kultur - und Kreativwirtschaft ist auch in
             die Stadtteile bringen            aber bei den Menschen in den Stadtteilen.   Essen ein bedeutender Wirtschaftsfaktor“, be-
                                                 Einen weiteren Weg der kulturellen Bildung   tont die Vorsitzende. Über 13.000 Erwerbstäti-
         Ein Weg dahin sei, die Kultur in die Stadtteile   sehen sie in der Schule. „Oftmals hing die Kul-  ge zählt die Branche. Die über 1.800 Unterneh-
       zu bringen. „Wir wollen den Menschen die   turvermittlung früher von engagierten Lehre-  men und Selbstständigen erwirtschafteten ei-
       Schwellenangst nehmen“, betont die stellver-  rinnen und Lehrern an den Schulen ab“, erin-  nen Umsatz von mehr als 2,5 Milliarden Euro
       tretende Vorsitzende. Ein Ziel sei, in der nördli-  nert sich Elisabeth Mews, die selbst als Lehrerin   Umsatz (Stand 2019). „Die Projektförderung
       chen Innenstadt ein Kreativquartier zu veran-  tätig war. „Das ist über lange Jahre auch ein   der freien Kulturscha enden ist derzeit, ange-
       kern. „Damit unterstützen wir nicht nur die   Diskussionspunkt im Ausschuss gewesen“, er-  sichts der wirtschaftlichen Bedeutung, zu ge-
       freie Kunstszene, sondern stimulieren auch die   klärt Christiane Moos.          ring. Unser Ziel muss sein, dieses kreative Po-
       Innenstadt“, sagt die Vorsitzende. Kultur belebe    Elisabeth Mews bedauert den bürokratischen   tenzial in Essen zu halten und auszubauen.“
       aber nicht nur die Innenstadt, sondern alle   Aufwand in den Schulen, den es immer noch   Dafür bedürfe es aber einer guten Förderung.
       Stadtteile. Die städtischen Kultureinrichtungen,   gebe, wenn Lehrerinnen und Lehrer mit ihren
       also TUP (das Aalto Musiktheater, das Aalto   Schülerinnen und Schülern eine kulturelle Ver-  KURTI unterstützt die freie
       Ballett Essen, die Essener Philharmoniker, das   anstaltung besuchen wollen.                 Kunstszene
       Schauspiel Essen), Volkshochschule und Biblio-
       theken sowie Museum Folkwang und die Folk-  Frischer Wind durch Geschäfts-         Über das Portal KURTI bestehe inzwischen
       wang Musikschule kooperierten eng miteinan-      bereichsvorstand                eine Informationsplattform für die Kultur- und
       der und gehen in die Stadtbezirke. „Diese Ent-                                   Kreativwirtschaft. Sie biete auch eine Übersicht
       wicklung, getragen und initiiert durch deren     Mit dem neuen Geschäftbereichsvorstand   zu Orientierungs-, Gründungs- und Finanzie-
       hervorragendes Personal, geht in die richtige   Muchtar Al Ghusain „weht ein neuer Wind: Die   rungsberatungen, Fördermitteln, Qualifizie-
       Richtung, um Kultur allen Menschen in ihrer   Verknüpfung von Kultur und Schule hat sich   rungs-, Vernetzungs- und Raumangeboten.
                                               erheblich verbessert“, stellt die Vorsitzende zu-    Zusätzlich können die Kunstscha enden sich
                                               frieden fest. Sie freut sich über diese engere   und ihre Werke vorstellen. Damit habe sich
        Essen auf einen Blick                  Verzahnung von Kultur und Schule im zustän-  KURTI zu einer zentralen Anlaufstelle für Kul-
                                               digen Geschäftsbereich 4 der Stadtverwaltung.   turscha ende und Kreative entwickelt.
        www.service.essen.de führt zum Servicepor-    Das gelte auch für die künftige Einbindung     „Zusätzlich müssen wir als Stadt den freien
        tal mit allen Dienstleistungen der Verwal-  von Kulturprojekten in den Schulganztag. Die   Kulturscha enden besser helfen“, sind sich die
        tung.                                  Umsetzung erprobe die Stadt ab dem Sommer   Vorsitzende und ihre Stellvertreterin einig. Die
        www.essen.de  bietet einen Überblick über   in einem Pilotprojekt an drei Grundschulen   derzeitige Förderung für die Szene müsste
        die Arbeit der Verwaltung.             (Adolf-Reichwein-Schule, Karlschule, Schule an   dringend aufgestockt werden, um gezielt die
        www.ris.essen.de gibt Infos rund um die Po-  der Heinickestraße).               Projekte zu unterstützen, die eine breite
        litik und Rathaus sowie die öffentlichen     Das dreijährige Pilotprojekt ziele darauf ab,   Ö entlichkeit und vor allem die Jugend er-
        Rats- und Ausschusssitzungen.          ganzheitliches Lernen und kulturelle Bildung   reichten.
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