Page 55 - Essener Stadtmagazin_1_2025
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KULTUR
Maria Callas ist für viele die bedeutendste
Sopranistin des 20. Jahrhunderts. 1923 in
New York als Kind griechischer Einwan-
derer geboren, geht sie im Alter von 14
Jahren mit Mutter und Schwester zurück
nach Griechenland. Ihren ersten Auftritt
absolviert sie bereits ein Jahr später. Eine
Weltkarriere auf den großen Opernbühnen
beginnt.
In „Maria“ erzählt Larraín die letzte Zeit vor
ihrem Tod 1977 in Paris, wo sie zurückge-
zogen nur mit zwei Angestellten und ihren
Hunden lebt. Jeder Tag ist eine Herausfor-
derung für die Diva. Verzweifelt versucht
der ihr treu ergebene Hausdiener Feruccio
(Pierfrancesco Favino) mithilfe eines Arztes
ihren Medikamentenkonsum zu regulieren.
Hausmädchen Bruna (Alba Rohrwacher)
bemüht sich derweil, sie zum Essen zu be-
wegen. Dazwischen strebt „la Callas“ die
Wiederaufnahme ihrer Karriere an, wird
von Paparazzi bedrängt und gibt gleichzei-
tig einem imaginären Filmteam, angeführt
von Kodi Smit-McPhee, einen Einblick in
ihr Leben. Dieses wird in Rückblenden er-
zählt, die zu ihren beruflichen Höhen und
privaten Tiefen führen – von ihrer Jugend
im von Nazis besetzten Griechenland bis
zum Ende ihrer Karriere.
Im Gegensatz zu ihren filmischen Vorgän-
gerinnen, der ehemaligen First Lady in „Ja-
ckie“ (2016) und der ehemaligen Prinzes-
sin von Wales in „Spencer“ (2020), ist den
meisten Zuschauern die Lebensgeschichte
der griechischen Operndiva nicht so gegen-
wärtig im Gedächtnis, schon gar nicht, die
Situation, in der der Film sie präsentiert.
In „Jackie“ begegnet der Zuschauer Jackie
Kennedy kurz nach dem Attentat an ihrem
Ehemann. „Spencer“ zeigt Lady Di rund
um Weihnachten bei der royalen Familie,
als gerade ihre Ehe mit Prince Charles zer-
bricht. Beides Momente der Zeitgeschichte,
die eigentlich intim sind und deren Um-
stände doch in den Medien in epischer
Breite mitverfolgt werden konnten. Bilder
und Gegebenheiten, die sich so in das kol-
lektive Gedächtnis eingebrannt haben. Die
letzten, zurückgezogenen Tage der Maria
Callas sind dagegen eher unbekannt, ge-
nau wie ihr Aussehen heute nicht mehr so
omnipräsent ist, wie das der beiden ande-
ren. Das gibt Pablo Larraín hier die Frei-
heit, eine, seine Geschichte zu erzählen.
Auch im Gegensatz zu Natalie Portman und
Kristen Stewart muss Angelina Jolie physio-
gnomisch gar nicht so nah an das Original
heranreichen, wie die Vorgängerinnen, die
sich beide eine Oscarnominierung in die- Ein Paar, das für Aufsehen sorgte:
sen Rollen erspielten. Sieben Monate Ge- Maria Callas (Angelina Jolie) und
sangsunterricht nahm Angelina Jolie, um Aristoteles Onassis (Haluk Bilginer)
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