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KULTUR


          Maria Callas ist für viele die bedeutendste
          Sopranistin des 20. Jahrhunderts. 1923 in
          New York als Kind griechischer Einwan-
          derer geboren, geht sie im Alter von 14
          Jahren mit Mutter und Schwester zurück
          nach Griechenland. Ihren ersten Auftritt
          absolviert sie bereits ein Jahr später. Eine
          Weltkarriere auf den großen Opernbühnen
          beginnt.
          In „Maria“ erzählt Larraín die letzte Zeit vor
          ihrem Tod 1977 in Paris, wo sie zurückge-
          zogen nur mit zwei Angestellten und ihren
          Hunden lebt. Jeder Tag ist eine Herausfor-
          derung für die Diva. Verzweifelt versucht
          der ihr treu ergebene Hausdiener Feruccio
          (Pierfrancesco Favino) mithilfe eines Arztes
          ihren Medikamentenkonsum zu regulieren.
          Hausmädchen Bruna (Alba Rohrwacher)
          bemüht sich derweil, sie zum Essen zu be-
          wegen. Dazwischen strebt „la Callas“ die
          Wiederaufnahme ihrer Karriere an, wird
          von Paparazzi bedrängt und gibt gleichzei-
          tig einem imaginären Filmteam, angeführt
          von Kodi Smit-McPhee, einen Einblick in
          ihr Leben. Dieses wird in Rückblenden er-
          zählt, die zu ihren beruflichen Höhen und
          privaten Tiefen führen – von ihrer Jugend
          im von Nazis besetzten Griechenland bis
          zum Ende ihrer Karriere.
          Im Gegensatz zu ihren filmischen Vorgän-
          gerinnen, der ehemaligen First Lady in „Ja-
          ckie“ (2016) und der ehemaligen Prinzes-
          sin von Wales in „Spencer“ (2020), ist den
          meisten Zuschauern die Lebensgeschichte
          der griechischen Operndiva nicht so gegen-
          wärtig im Gedächtnis, schon gar nicht, die
          Situation,  in  der  der Film sie  präsentiert.
          In „Jackie“ begegnet der Zuschauer Jackie
          Kennedy kurz nach dem Attentat an ihrem
          Ehemann. „Spencer“ zeigt Lady Di rund
          um Weihnachten bei der royalen Familie,
          als gerade ihre Ehe mit Prince Charles zer-
          bricht. Beides Momente der Zeitgeschichte,
          die  eigentlich  intim  sind  und  deren  Um-
          stände doch in den Medien in epischer
          Breite  mitverfolgt  werden konnten.  Bilder
          und Gegebenheiten, die sich so in das kol-
          lektive Gedächtnis eingebrannt haben. Die
          letzten, zurückgezogenen Tage der Maria
          Callas sind dagegen eher unbekannt, ge-
          nau wie ihr Aussehen heute nicht mehr so
          omnipräsent ist, wie das der beiden ande-
          ren. Das gibt Pablo Larraín hier die Frei-
          heit, eine, seine Geschichte zu erzählen.
          Auch im Gegensatz zu Natalie Portman und
          Kristen Stewart muss Angelina Jolie physio-
          gnomisch gar nicht so nah an das Original
          heranreichen, wie die Vorgängerinnen, die
          sich beide eine Oscarnominierung in die-                                                                                                                                                            Ein Paar, das für Aufsehen sorgte:
          sen Rollen erspielten. Sieben Monate Ge-                                                                                                                                                            Maria Callas (Angelina Jolie) und
          sangsunterricht nahm Angelina Jolie,  um                                                                                                                                                           Aristoteles Onassis (Haluk Bilginer)


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