Page 53 - Essener_Stadtmagazin_2024_02

ZU HAUSE IN ESSEN
JUNG IN ES SEN

Wer kein Instrument spielt, bringt sich anders ein, performt auf der Bühne oder steuert Fotos und Videos für die Leinwand bei

sikkurs genug, irgendwie fehlte etwas, nem Portraitfoto eher „Gerettet von einer gespielt und vorgetragen. Auch wenn Frida-Levy-Gesamtschule
irgendwas Politisches, dass man mit dem Gitarre“ heißen. Danke dir, Tristan! es anfangs etwas holprig klang, hat alles Die Schule mit knapp 1.200 Schüler*in-
Stück verbinden könnte. Schließlich bot Bald war es also soweit und man hatte gegen Ende funktioniert. Etwas nervös nen hat eine wechselvolle Geschichte.
sich die Gelegenheit der Kunstfreiheit, das Gefühl, dass der Ernst des Lebens wurden wir, als am Tag der Generalprobe 1986 ohne eigenes Gebäude gegrün-
aber ich hatte mich nicht getraut, den beginne. Unsere Lehrerin hatte uns vor- die Technik, also der Beamer, versagte. det, kam sie zunächst im Gebäude des
Plan von einem zusätzlichen Song an- gewarnt, dass die zwei Vorbereitungsta- Schwarze Streifen belegten unsere Bild- Humboldt-Gymnasiums unter. Als der
zusprechen. Zudem ist mir parallel die ge, die fast sechzehn Stunden betrugen, materialien mehr, als wir die Bühne mit Platz nicht mehr reichte, wurde das
rechtsextreme Stimmung in unserer Stadt sehr anstrengend sein können. Sechzehn Müll. Vielleicht war das die Retourkut- Gebäude der ehemaligen Realschule
aufgefallen. Neue Hakenkreuze an der Stunden unbezahlte Arbeit! Sie sagte sche, wer weiß. Doch dank des kompe- in der Hofterbergstraße dazugenom-
Wand, Sticker an Ampeln und Masten. auch, dass aufgrund der steigenden Auf- tenten Teams der Bühnentechniker und men und die Lehrkräfte mussten fortan
Doch als mir dann eine ältere Frau mal regung des bevorstehenden Auftritts, es unseres Ehren-Alis war der Fehler zur pendeln. 1999/2000 bekam die Ge-
gesagt hatte, dass es nun die Aufgabe der zu angespannten Mitarbeitern der Phil- rechten Zeit behoben. samtschule Essen-Mitte endlich einen
Jugend sei, sich um die Politik zu küm- harmonie kommen könnte. Doch ich Der Tag der Au ührung war also gekom- richtigen Namen. 2001 beim 25-jähri-
mern, wurde es mir zu viel. Demokratie muss zugeben, dass trotz des steigenden men. Über tausend Karten wurden ver- gen Schuljubiläum wurde schließlich
ist nicht einfach so entstanden. Das war Drucks die Mitarbeiter der Philharmonie kauft. Eine Information, auf die ich gerne die Namensgebung in Frida-Levy-Ge-
mein Zeichen, aktiv zu werden. So setzte wirklich nett waren. Nur als wir für das verzichtet hätte. Auf der anderen Seite samtschule gefeiert. Auch die noch
ich mich an das Schreiben des Liedtex- Szenenbild den Bühnenboden der Phil- wäre mir spätestens auf der Bühne die lebende Tochter von Frida Levy kam
tes. Es ging darum, dass der Winter wie harmonie mit Müll verziert haben, habe Masse aufgefallen. Das Konzert lief aber dazu aus Israel angereist. Nach vielen
bei der alemannischen Fastnacht ausge- Noch ist das Auditorium leer, bei der AuŸührung platzt der Saal aus allen Nähten ich ein dezentes Zucken der Augenwinkel zum Glück wie geschmiert. Die Technik Aktionen, Demos und Unterschriften-
trieben werden soll. Nur stellt der Winter wahrgenommen. Aber wer kann es ihnen spielte mit, das Orchester ist aufgeblüht sammlungen steht nun für die Schule
hierbei eine Metapher für den Rechtsex- hatte ich gebraucht und gab mir Mut. Ich gleitet. Die, die gerne Singen und ein Ins- auch verübeln. Schließlich sieht man sel- und auch das junge Publikum war ver- mit musischer Ausrichtung ein Erwei-
tremismus dar. Kaum hatte ich den Lied- konnte die blauen Herzchen, die symbo- trument spielen, kennen das vielleicht. ten Müllhaufen an einem so eleganten hältnismäßig ruhig und unterstützend. terungsbau auf dem benachbarten Ge-
text begonnen zu schreiben, rückte wie lisch für die AfD stehen, in den sozialen Singen und Spielen gleichzeitig sind (je- Ort, wie der Philharmonie Essen. Ich bin wirklich sehr dankbar, diese Er- lände der ehemaligen VHS an. Schüler-
durch Zufall das Bündnis gegen Rassis- Medien einfach nicht mehr sehen. Das denfalls bei mir) nicht gerade die besten Tatsächlich ging es erst in den Vorberei- fahrung gemacht haben zu dürfen. Sol- und Lehrerschaft freuen sich auf den
mus und Faschismus „Essen stellt sich Lied war nun fertig. Nur noch ein letztes Freunde. Jedenfalls hatte meine Schule tungstagen so richtig los. Zum ersten Mal che Projekte kann ich nur weiteremp- ersten Spatenstich.
quer“ in den Fokus. 7.000 Menschen gin- leeres Kästchen auf der To-do-Liste. Eine zum Glück einen Gitarrenspieler in Reser- wurden die bereits erprobten Musikstü- fehlen. Danke an alle Beteiligten für die frida-levy-gesamtschule.de
gen in Rüttenscheid auf die Straße. Das Person nden, die mich musikalisch be- ve. Somit sollte der Untertitel unter mei- cke von beiden Orchestern zusammen gelungene Zusammenarbeit!

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