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speicher platz satt
Text: Nicola Schwedt | Fotos: Ralf Schultheiß
Essen ist um eine Sehenswürdigkeit reicher. Nach coronabedingter
Verschiebung hat seit Juni nun endlich das neue Schaudepot des
Ruhr Museums auf Zollverein geöffnet.
ten zu kleben scheint, Großes erahnen.
Unweigerlich geht der Blick nach oben,
da kommt noch ‘was auf einen zu. Ein
paar Schritte ums Eck in den Aufzug.
Man muss oben anfangen.
Wir drehen uns um, als der Lift sich in
Bewegung setzt. Dass der Aufzug glä-
sern ist, wird erst klar, als er die Beton-
wand hinter sich lässt. Die volle Größe
des Stahlbeton-Skeletts, durch das wir
uns bewegen, offenbart sich hinter der
Etruskischer Bucchero-Kantharos, Glasscheibe. Unser Fahrstuhl bewegt
Vulci, 630–575 v. Chr. sich durch die Zeit. Wir lassen Relikte
des Industriezeitalters unter uns, fah-
ren an Unmengen Glasgefäßen, Stein-
Erste Haarlocke, Milchzähne, Alben vol- zeug, Waffen und so vielen Dingen vor-
ler Fotos, der alte Schlitten, das Hoch- bei, dass man sie unmöglich aufzählen
zeitskleid – jeder Mensch sammelt in kann. Angekommen zwischen Schä-
seinem Leben Erinnerungsstücke. Spä- delknochen prähistorischer Tiere und
testens bei jedem Umzug stellt er dann getrockneten Pflanzen, steigen wir aus.
fest, dass all diese Erinnerungen ganze Man könnte Stunden damit verbringen,
Keller füllen und mehr. Das Ruhr Mu- nur zu schauen und diesen unglaub-
seum sammelt die Erinnerungen einer lichen Raum auf sich wirken zu lassen.
ganzen Region, und das nicht über die Und da hat man noch gar nicht ange-
Zeitspanne eines doch relativ kurzen fangen, die Dinge zu betrachten, die da-
Menschenlebens, sondern beginnend rin untergebracht sind.
Millionen Jahre bevor auch nur die Nachdem die Salzfabrik ihre Produk-
ersten Dinosaurier durchs Ruhrgebiet tion Mitte der 1970er-Jahre eingestellt
stampften. Welche Ausmaße und be- hatte, wurde das Gebäude bereits als
eindruckende Vielfalt diese Sammlung
mittlerweile angenommen hat, können
Neugierige nun erstmals in vollem Um- Marie Kondō für Fortgeschrittene, über
fang erblicken. 100 Jahre Sammlungsgeschichte sind
Ein Gebäude auf der Kokerei Zollver- hier inventarisiert und sortiert
ein, von außen wenig spektakulär. Walzenspieler
Der neue Schriftzug „Schaude- „Edison Home
pot“ steht in dicken schwarzen Phonograph“,
Buchstaben über zwei kleinen 1904 Ersatzteil-Magazin genutzt. Durch
Schaufenstern. Die ersten Pas- seine Struktur wirkt dieser Raum wie
santen drücken sich die Nase ein gigantisches Regal, durch das
platt und versuchen, einen Blick zu man hindurchschauen kann. 25 Me-
erhaschen. Der eröffnet sich aber so ter tief und 18 Meter hoch erstrecken
richtig erst, wenn man die ehe- sich vertikale und horizontale Linien
malige Salzfabrik betritt. Schon aus Beton, die Spuren der Industrie-
im Eingangsbereich lassen die produktion noch überall sichtbar. Die
dicken Betonpfeiler, an denen Architektur des Gebäudes spiegelt
noch der Staub vergangener Zei- über Tage wider, wie es unter Tage
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