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ZU HAUSE IN ESSEN                                                                                    ZU HAUSE IN ESSEN

          angeheirateten  Helder, dessen  Eltern
          1971 als Gastarbeiter aus Portugal
          nach Essen kamen. Noch selbstver-
          ständlicher als das Zusammenleben
          ist Altenessen. „Wir gehen nicht weg
          hier!“, sind sich alle kopfschüttelnd
          einig. Zwischen Kanal und Carl sind
          sie zu Hause, woanders leben war nie
          ein Thema. „Vor 45 Jahren haben wir
          mal drei Monate in Frohnhausen ge-
          wohnt. Das war nix für uns“, erinnert
          sich Vater Ralf lachend und fügt hinzu
          „wir könnten bestimmt auch zum Bal-
          deneysee ziehen, aber was sollen wir
          denn da? Da kennen wir doch keinen.“
          Sohn Ralph berichtet, dass er eine
          Weile für Primark in Philadelphia ge-  Trautes Heim, nie allein. Henny und Ralf Noreikat vor ihrem Haus.
          arbeitet hat. Auch das wollte er nicht
          eintauschen. Tatsächlich sind sie alle   In kurzen Handbewegungen zeichnet
          schon im Marienhospital geboren.   Ralf das Leben der Familie nach. „Hier   ALTENESSEN
          Nur Helder wirkt ein bisschen außerir-  vorne wohnen wir. Da drüben haben   Altenessen teilt sich in die Stadtteile
          disch, als er sagt, dass er eigentlich aus   wir früher gewohnt. Da sind wir gebo-  Altenessen-Nord und -Süd.
          Karnap komme.                      ren. Hier in der Kirche leitet Enrico die   Einwohnerzahl: 44.000
          Auf dem kurzen Weg zur Schuren-    Jugend.“ Enrico (20) ist der Sohn von   Größe: Altenessen-Nord und -Süd
          bachhalde grüßt die Familie jeder.    Nicole und Helder. Er macht eine Aus-  wären zusammen der größte Stadtteil
          Altenessen ist ein Dorf. Die 267 Stu-  bildung zum Informatikkaufmann. Auf   Essens mit 11,25 km²
                                                                                  Lage: Grenzt an Karnap, den nördlichs-
          fen nehmen alle drei Generationen   die Halde kommt er oft mit Freunden:   ten Stadtteil Essens
          mit Leichtigkeit. Das machen sie nicht   „Silvester ist das hier der beste Ort in   Den besten Blick über die Stadt gibt es
          selten. Oben angekommen, eröffnet   der ganzen Stadt.“ Für die Noreikats ist   von der Schurenbachhalde
          sich der Blick über die ganze Stadt.   Altenessen das nicht nur an Silvester.








 Nicole und Helder, Ralph, Ralf und Henny Noreikat bei Kaffee und Kuchen

 Geschäftiges  Treiben, bunte  Läden,   in der Ausbildung bei Lohsen in Bor-
 viel Verkehr. In Altenessen ist was   beck kennen. 45 Jahre sind sie verhei-
 los. Zweimal um die Ecke gebogen   ratet. Seit 37 Jahren betreiben sie den
 und es wird ruhig. In der Häuserzeile   US-Verkauf am Weberplatz. „Hier gab’s
 ist eine Lücke, dazwischen ein Weg   die erste Levi’s in ganz Essen“, erinnert
 nach hinten. Ein wenig versteckt und   sich Ralf, der als Vertriebler für Hosen
 gefühlt meilenweit entfernt vom Tru-  eigentlich durch Zufall an den Laden
 bel der Hauptstraße stehen hier drei   geriet. Bis heute kaufen zahlreiche
 Häuser – baugleich, weiß, die Gärten   Essener ihre Jeans hier, auch manch
 verbunden. Eine Wiese, ein Teich, ein   prominenter Kunde ist dabei, letzte
 Bullen und namhafte Fußballtrainer,
 selbst singende Herrentorten kommen
 Erdbeertörtchen   vorbei.
 im Sonnenschein  Das Thema Einzelhandel ist bei den
 Noreikats Programm. Tochter Nicole
    Glücklich, wenn er die ganze Familie um   (44) machte ihre Ausbildung bei C&A,
 sich hat: Vater Ralf  ihr Mann Helder (47) bei Boecker und
 Stück Steingarten, gesäumt von einer   Ralph (40) lernte bei Kaufhof. Heute
 grünen Hecke. Im Sonnenschein des   Nicole verteilen Kuchen an zwei Gene-  führt Helder den US-Verkauf, Ralph
 offenen Wintergartens  am  gedeck-  rationen Ralf/phs, der Senior mit f, der   ist Assistant Manager bei Primark und
 ten Tisch sitzen hier die Noreikats.   Junior mit ph, sowie den Schwieger-  Nicole kümmert sich um das familiäre
 Selbstgemachte Erdbeertörtchen, Ap-  sohn Helder. Die Enkelkinder Enrico   Immobilienunternehmen.
 felstreusel, Muffins, die Kaffeekanne   und Joana stoßen später dazu.  Dass sie hier gemeinsam leben, ist für
 geht rum. Mutter Henny und Tochter   Henny und Ralf, beide 66, lernten sich   alle selbstverständlich, auch für den



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