Page 9 - Essen.Informiert Ausgabe April 2024
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9 Politik und Verwaltung
April 2024 Essen.Informiert
Gelebte Demokratie: Gemeinsam die Stadt entwickeln
Der Ausschuss für Stadtentwicklung, -planung und Bauen
In der Reihe Politik und Verwaltung stellen
wir den Ausschuss für Stadtentwicklung-, pla-
nung und Bauen vor. „Unser Hauptthema ist
das Planen“, erklärt Guntmar Kipphardt, Vorsit-
zender des Ausschusses. „Den Regionalplan für
unsere Region legt der Regionalverband Ruhr
(RVR) fest. Wir als Städte sind natürlich dort
auch vertreten“, sagt seine Stellvertreterin Bar-
bara Soloch.
Gemeinsamer Flächennutzungs-
plan von sechs Städten
Ausgehend von diesem Plan ist es Aufgabe
der Städte, eine Feinplanung zu erstellen, den
sogenannten Flächennutzungsplan. „Diese Auf-
gabe liegt in den Händen der Verwaltung und
unseres Ausschusses“, erläutern die beiden.
„Aber weil im Ruhrgebiet alles eng beieinander
liegt, haben sich die Städte Bochum, Essen,
Herne, Mülheim/Ruhr, Oberhausen und Gelsen-
kirchen geeinigt, einen gemeinsamen Flächen-
nutzungsplan zu erstellen.“ Die Vergangenheit
habe gezeigt, dass dies sehr sinnvoll sei und
gegensätzliche Planungen in den Grenzberei-
chen der Städte verhindere.
„Die Zusammenarbeit der sechs Kommunen Guntmar Kipphardt, Vorsitzender des Ausschusses für Stadtentwicklung,-planung und Bauen, und seine Stellvertreterin
Barbara Soloch würden Projekte gern schneller realisieren.
Foto: Moritz Leick / Stadt Essen
funktioniert reibungslos und hat sich bewährt“,
betonen Guntmar Kipphardt und Barbara Solo- unisono: Niemand will heute mehr in den ger, sich vor Ort zu vergrößern oder woanders
ch. Anhand der Flächennutzungspläne werden fünften Stock zu Fuß laufen. Aufstockung ist entsprechende Flächen zu finden“, bedauern
dann kleinteiligere Einheiten, die Bebauungs- deswegen kaum ein Thema.“ Hinzu komme die die Politiker. Für etwas Entlastung sorgen die
pläne, entwickelt. Aus ihnen geht hervor, was Demografie: „Uns fehlen kleinere Wohnungen neuen Gewerbegebiete im Essener Norden ent-
an einem Standort gebaut werden darf - Ge- für Singles und Alleinerziehende sowie größere lang der Emscher. Aber auch dort müsse die In-
werbe- oder Wohnbebauung. für Familien“, so der Ausschussvorsitzende. frastruktur überprüft und entsprechend neue
In Essen gibt es Viele Seniorinnen und Senioren suchten klei- entwickelt werden, ohne die Menschen zu be-
nere Wohnungen, fänden aber keine. Auf der
lasten.
kaum noch Flächen anderen Seite seien in einigen Stadtteilen Angesichts der nur schwer planbaren Bevöl-
Grundstücke ab 1000 Quadratmetern gefragt. kerungsentwicklung errichte die Stadt im Neu-
„Allerdings gibt es in Essen kaum noch Flä- Investoren reißen dann Einfamilienhäuser ab baubereich multifunktional nutzbare Gebäude.
chen, die für Gewerbe, Wohnbebauung oder und bauen größer. „Wir achten auf eine entsprechende Bauweise.
ö entliche Gebäude genutzt werden können“, Infrastruktur in manchen Ge- In vielen städtischen Bestandsgebäuden geht
bedauert der Ausschussvorsitzende. „Und auch das nicht. Dort stehen in den kommenden Jah-
die sogenannte Lückenbebauung stößt an ihre bieten nicht ausreichend ren Sanierungsarbeiten an. Sie sollen nicht nur
Grenzen“, ergänzt Barbara Soloch. „Auch wenn modern und freundlich sein, sondern bis 2040
sie in einigen Fällen möglich ist, entscheiden An ihrer Stelle können dort Mehrfamilienhäu- auch klimaneutral betrieben werden“, sagen
am Ende die Eigentümerinnen und Eigentümer ser entstehen. Es stelle sich dann immer die Guntmar Kipphardt und Barbara Soloch. Die
über die weitere Verwendung.“ Daneben gelte Frage, ob die Infrastruktur (Straßen, Kanäle, Kosten dafür seien aber noch nicht absehbar.
es zu beachten, dass Frischluftschneisen nicht Leitungen, ÖPNV-Anbindung) sowie Parkraum „Auch die Sanierung der Infrastruktur oder
zugebaut werden und natürlich eine Versicke- und Versickerungsflächen ausreichend vorhan- ihr Neubau, beispielsweise von Brücken, stehen
rung von Regenwasser und Speicherung mög- den sind. „All das muss natürlich im Vorfeld in den kommenden Jahren an. Da gibt es viele
lichst auf dem jeweiligen Grundstück stattfin- geprüft werden. Aber dazu benötigt die Ver- Herausforderungen und noch mehr zu tun.“
de. waltung Personal. Und genau da hapert es Eine davon ist die Zukunft des Flughafens Es-
„Der Klimawandel verschärft die Situation im ebenfalls“, sagen beide Politiker. In manchen sen/Mülheim. Neue Entwicklungen bedürften
Baubereich“, wissen beide aus Erfahrung. Zu- Bereichen seien bis zu 50 Prozent der Stellen neuer Lösungen. „Die reine Ausweisung als Ge-
sätzliche Veränderungen von Gesetzen wie unbesetzt. „Das kann dann dazu führen, dass werbegebiet wird es nicht werden, das könnte
Brandschutz, Mindestgrößen für Wohnraum, Bebauungspläne erst mit Verzögerung geneh- Haarzopf nicht verkraften“, erklärt der Vorsit-
Umweltauflagen und vieles mehr erschwerten migt und Baugenehmigungen erteilt werden.“ zende. Es habe sich herausgestellt, das der Lärm
die Umsetzung von Plänen. Auch die Anforde- Ändern sich in solchen Phasen die Zinsent- geringer geworden sei und es außerdem sinn-
rungen an Wohnungen seitens der Suchenden wicklungen oder sind die Lieferketten unter- voll sei, das Ausbildungszentrum für Piloten am
habe sich verändert. „Wir haben mit Woh- brochen, springen private Bauinteressierte Standort zu belassen.
nungsgesellschaften gesprochen und gefragt, oder Investoren ab. Weitere Infos zum Ausschuss gibt es im Rats-
ob Aufstockung eine Möglichkeit ist, zusätzli- „Auch für viele Handwerker oder mittelstän- InformationsSystem (RIS) der Stadt Essen un-
chen Wohnraum zu scha en. Die Antwort war dische Unternehmen wird es immer schwieri- ter: www.essen.de.