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JUNG IN ESSEN
Das Maschinenhaus. Ein großer Bau aus Ende des Festivals gibt es dann zum Fina- gessen. Auch die Mitglieder der Jugend-
dunklen Backsteinen, rechter Hand vom le ein großes Kinderfest auf Carl. Und viel jury haben sich an diesem Morgen erst
soziokulturellen Zentrum auf dem Ge- wichtiger, die Jury-Kinder und Jugend- kennengelernt. Noch vor dem Mittag
lände der Zeche Carl. Die meisten sind lichen vergeben dann Preise. Diese sind haben sie beschlossen, dass sie gern die
schon mal daran vorbeigelaufen. Die sogar mit viel Geld dotiert. Das heißt, die ganze Woche auf dem Gelände campen
wenigsten haben sich dabei Gedanken besten Stücke bekommen nicht nur eine würden. Selbst eine Grundschulklasse
darum gemacht, was wohl darin pas- Trophäe, sondern auch eine stolze Sum- aus Kettwig, die als Zuschauer zum Fes-
siert. Im Inneren ist ein großer Raum. Ein me Geld, damit sie weiter tolle eater- tival kommen will, hat bereits angefragt,
sehr großer sogar. Mit riesigen torbogen- stücke für ein junges Publikum auf die
förmigen Fenstern, durch die ganz viel Bühne bringen können.
Sonnenschein in den düsteren Bau hin- „Ich denke, dass das total super wird“, ist
einfällt. Vorne ist ein großer Bereich frei, sich Rosa jetzt schon sicher. „Das wird
wie eine Bühne. Auf der anderen Seite super, weil man immer was Neues lernt
gehen treppenstufenartig Sitzplätze nach und da freu ich mich total drauf.“ Rosa
oben. Ed Sheeran singt laut aus den Bo- ist Teil der Kinderjury. Auch ihre Jury-
xen. Im Bühnenbereich laufen zu seiner Kollegin Ida aus Dortmund hat große
Musik ganz viele, junge Menschen durch- Erwartungen an die Zeit bei Westwind.
einander. Sie sind zwischen acht und „Ich erho e mir, dass ich ganz, ganz viel
18 Jahre alt. Eine ist älter – Sandra. Die ist Spaß habe hier und dass ich hier gucken
43 und hat einen schwarzen Onesie an kann, wie andere Leute auf die eater- Sommerabend auf Zeche Carl
und eine Wollmütze auf dem Kopf. Auf stücke draufschauen“, sagt sie. „Die ha-
ihr Kommando bleiben alle wie einge- ben dann alle unterschiedliche Meinun- ob sie nicht auch dort zelten könnte. Die
froren stehen. Auf ein weiteres laufen sie gen und dann kann man sich da drüber Vorfreude auf allen Seiten, bei Jurys, Pu-
wieder weiter. Viele von ihnen haben sich blikum und Betreuern, ist riesig und die
vor diesem Tag noch nie gesehen. Des- Stimmung schon Wochen bevor es los-
halb haben sie Namensschildchen auf geht irgendwie elektrisiert.
ihre T-Shirts und Pullis geklebt. Heute ist Leo ist einer der acht Juroren in der Ju-
Kennenlerntag beim Westwind-Festival. gendjury von Westwind. Er ist 17 Jahre
Das ist ein eatertre en für junge Leute. alt und kommt, wie die meisten hier, aus
Jedes Jahr wird es in einer anderen Stadt Essen. Sein erster Eindruck an diesem
in Nordrhein-Westfalen ausgetragen, für Kennenlerntag: „Ist ’ne coole, durch-
dieses Jahr hat Essen den Zuschlag erhal- mischte Gruppe!“, be ndet er lässig.
ten. Vom 1. bis 8. Juni werden dann hier Einige von den Jugendlichen kennen
die zehn besten eaterstücke für junges sich bereits von „Be Real“, der eater-
Publikum aus ganz NRW gezeigt. Und da- Gemeinsam schmeckt es am besten gruppe des Maschinenhauses. Diana ge-
rüber hinaus auch Produktionen aus an- hört zu einer jungen eatergruppe des
deren Ländern. Es gibt eine Jugendjury unterhalten.“ Ihr jüngerer Bruder Carl Schauspiels Essen. Adamantia hingegen
für die 12- bis 18-jährigen und eine Kin- stimmt ein. „Ich freu mich da drauf, mit kommt aus Tönnisforst, sie wurde vom
allen zusammenzuarbeiten und darauf, „Kresch- eater“, ihrer eatergruppe in
dass man sehen kann, wie Leute in an- Krefeld, auf den Juryaufruf von Westwind
dere Rollen schlüpfen.“ Auch So a gefällt aufmerksam gemacht. Warum die Ju-
am eater besonders, „dass man lernt, gendlichen sich ausgerechnet eater als
sich eine andere Pose zu versetzen.“ Und Hobby ausgesucht haben? Man könnte ja
Rosa ndet es „voll cool, in andere Rollen meinen, dass etwas, dass schon vor 2.500
schlüpfen zu können.“ Malena hingegen Jahren bei den alten Griechen populär
beschreibt ihre Leidenschaft für Bühnen- war, heute vielleicht nicht mehr so hip
au ührungen so: „Im eater kann man ist. „Ich mag das eater einfach“, sagt
in eine andere Welt abtauchen und dann Johan schulterzuckend, „ich interessiere
ist man so sorgenfrei“, strahlt sie, „das ist mich einfach sehr dafür.“ Manchmal sind
Essen gibt es in der Feldküche im Zelt genau wie beim Lesen!“ „Das wollte ich die Dinge einfach so, ohne Erklärung.
gerade sagen“, schmollt Rosa lachend. Auf die Frage, wie lange sie alle schon
derjury für die Jüngeren, die unter zwölf Es ist vollkommen klar, wie sehr sie sich eater machen, ist die Antwort kurz und
sind. Beide Jurys haben eine ganz wich- alle auf die Festivalwoche auf Carl freu- bündig: „Ewig!“, sagen sie fast gleichzei-
tige Rolle während des Festivals. Eine en. Weil sie ganze Tage hier verbringen tig. Oder: „Seit dem Kindergarten.“ Luise
ganze Woche lang werden sie jeden Tag werden, wird es bei Westwind eine Feld- zählt nach, „seit 16 Jahren“, was für eine
von morgens bis abends im Maschinen- küche geben. Das ist eine Küche, die auf 17-jährige im Prinzip „ewig“ ist. Wenn
haus oder auf dem Gelände drum herum dem Außengelände in einem Zelt unter- eater so ein wichtiger Bestandteil ihres
verbringen. Dafür werden sie extra von gebracht ist. Hier wird dann die ganze Lebens ist, soll es dann immer nur ein
der Schule freigestellt. Jeden Tag werden Woche vegan und vegetarisch für die Hobby bleiben oder irgendwann auch
Für Luise (17), Diana (16), Adamantia (15), Maali (12), Johanna (17), Kirandeep (18), Leo (17) und Johan (15) gehört Theater fest zum sie sich gemeinsam zwei eaterstücke Teilnehmer gekocht. Und in einem noch Beruf werden? Außer Maali sind sich alle
Leben dazu. Als Mitglieder der Jugendjury blicken sie dem Westwind-Festival mit großen Erwartungen entgegen. ansehen und diese später bewerten. Am größeren Zelt wird dann gemeinsam ge- einig, dass sie eine Karriere auf oder hin-
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