Page 61 - Essen Magazin_2022_04
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KULTUR
 Essen sein Schatz   Die goldene Essener Krone




          ist ein Highlight des
 im Kontrast von
          Essener Domschatzes





 tausend Jahren








 Der Domschatz Essen gehört zu den bedeutendsten Kirchenschätzen Europas.
 Aus den Besitztümern des einstigen Frauenstifts ist eine atemberaubende
 Sammlung hervorgegangen, die es nun im neuen Licht zu bestaunen gibt.
 Unter dem Titel „Kontraste“ leuchten vom 18. November bis 19. Februar 2023
 nun auch großartige Werke des Expressionismus. Noch ein Grund mehr,
 den Domschatz in der Innenstadt zu besuchen.
 Text: Richard Röhrhoff

 Dass Essen 1.000 Jahre von Frauen re-  in Kontrast zur Schatzkunst gestellt wer-  wurden, die höchst selten ausgestellt   Das sorgt für ein fantastisches Farbspiel
 giert wurde, ist vielen unbekannt. So  den. „Als ich einige dieser Bilder sah,  werden. „Dies macht die Ausstellung   und bringt sowohl die Gemälde als auch
 war die Essener Fürstäbtissin eine der  konnte ich mir sofort eine Präsentation  zusätzlich so besonders“, so Brechmann.   die Schatzkunst besonders zur Geltung“,
 wenigen Frauen, die den deutschen  im Domschatz vorstellen“, sagt Brech-  Die Namen haben in der Kunstszene ein   berichtet die Ausstellungsmacherin mit
 Kaiser wählen durfte. Im Frauenstift im  mann zu seiner Idee. Zusammen mit  hohes Ansehen: Max Beckmann, Emil   Begeisterung.
 Herzen der Stadt tummelten sich die  Andrea Wegener machte er sich auf die  Nolde, Alexej von Jawlensky, Christian   Man müsse aber kein Kunst- oder Kir-
 Töchter des deutschen Hochadels und  Suche nach Werken, die einen religiö-  Rohlfs, Otto Mueller, Karl Schmidt-Rott-  chenexperte sein, um „Kontraste“ ge-

 stifteten zu Beginn des Jahrtausends ei-  sen oder biblischen Kontext aufweisen.  lu  und Werner Scholz. Die zusätzliche   nießen zu können. Die Ausstellung eig-
 nen Kirchenschatz von unschätzbarem  „Wir setzen mittelalterliche und mo-  Besonderheit an den gezeigten Gemäl-  net sich als inspirierender Spaziergang,
 Wert. Doch der war bis zur Gründung   ist aber auch für ganz normale kunst-
 des Bistums Essens 1958 unter Ver-  und  gra kinteressierte  Menschen  sehr


 schluss. Nur zu ganz bestimmten Anläs-  geeignet. Wer allerdings tiefer ins  e-
 sen wurden ausgewählte Gegenstände   ma eintauchen will, kann spezielle

 der Ö entlichkeit präsentiert. Seit vie-  Führungen buchen. Zudem sind zwei
 len Jahren ist der Domschatz nun neben   Bücher erschienen, die sich zur weiter-
 dem Dom ausgestellt. Das größte „Hei-  führenden Lektüre anbieten. „Das ist
 ligtum“  und  bedeutendste  Kunstwerk,   aber nicht notwendig, um zu verstehen
 die Goldene Madonna, steht im Dom   worum es geht“, so Wegener.
 links neben dem Chor. Es ist die ers-  Für Arnd Brechmann ist die Ausstellung

 te vollplastische Marien gur Europas.   auch noch einmal ein Grund, Essens
 Im Domschatz selbst funkeln vor allem   historische Mitte zu entdecken. „Die
 vier Vortragekreuze, die zeigen, welche   Dom-Insel ist doch mehr als eine Kirche
 hochkarätige Goldschmiedekunst in Es-  mit  einer  Schatzkammer.  Der  Ort  er-
 sen vor 1.000 Jahren möglich war. „Jetzt   Kostbarkeiten des Domschatzes treŒen auf Werke bekannter Expressionisten  zählt die Geschichte unserer Stadt und

 setzen wir den Domschatz sprichwört-  wir laden ausdrücklich alle Bürgerinnen
 lich in den Kontrast zu Werken der so-  derne Kunst in Spannung zueinander.  den,  Gra  ken  und  Pastellen  ist,  dass   und Bürger ein, auch in den Dom oder
 genannten Expressionisten, die derzeit  Sichtweisen, Materialien und unter-  sich inmitten der Schatzkunst sowohl   den Kreuzgang zu kommen.“
 auch  im  Museum  Folkwang  zum  100.  schiedliche künstlerische Umsetzungen  Kontraste als auch Ähnlichkeiten wider-  Ausstellungsbeginn ist am Freitag, 18.
 Jubiläum begeistern“, sagt Andrea We-  kontrastieren  miteinander,  bilden  aber  spiegeln. „Es entstehen absolut span-  November. Geö net ist dienstags bis

 gener, Leiterin der Domschatzkammer.  gleichzeitig gemeinsame, übergreifen-  nende Blickachsen, die es so im Dom-  sonntags von 11 bis 17 Uhr, an jedem
 Zusammen mit dem Vorsitzenden des  de    emen ab“, sagt Andrea Wegener.  schatz noch nicht zu sehen gab“, führt   dritten Freitag sogar bis 21 Uhr. Heilig-
 Münsterbauvereins, Arnd Brechmann,  Vereint waren die Künstler in zwei ver-  Wegener weiter aus. Die Ausstellung   abend und am ersten Weihnachtstag ist
 und mit Unterstützung vom Museum  schiedenen Gruppen, der „Brücke“ und  weist aber noch ein weiteres Alleinstel-  die Ausstellung geschlossen. An Silves-
 Folkwang und der Sparkasse Essen sowie  „Der Blaue Reiter“. Das Besondere an  lungsmerkmal  auf.  „Die  Ausstellungs-  ter ist von 11 bis 16 Uhr geö net. Der

 einiger privater Leihgeber wurden Werke  der Ausstellung „Kontraste“ ist, dass  wände werden – kontrastreich – in Ul-  Eintritt kostet 5 Euro, ermäßigt 4 Euro.
 berühmter Maler des beginnenden 20.  von den 14 Werken auch solche aus  tramarinblau gestrichen und betonen   Kinder haben freien Eintritt.
 Jahrhunderts gesucht und gefunden, die  privatem Besitz zur Verfügung gestellt  so den Gegensatz der gezeigten Werke.   domschatz-essen.de  „Kontraste“ zeigt u. a. Werke von Alexej von Jawlensky



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