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ZU HAUSE IN ESSEN
schuhen. Aus dem schlauen Buch liest
er vor, dass aktuell 450 Familien Skier
von ihnen für den kommenden Urlaub
geliehen haben. „Manche davon kom-
men aus Kamp-Lintfort oder Aachen“,
sagt er schulterzuckend. Uwe arbeitet
schon 30 Jahre hier, auch er kam gleich
vom Zivildienst her und blieb. Noch
weiter hinten im Laden werden es im-
mer mehr Skier, Snowboards und Ähn-
liches. Dazwischen Ra ael Klaus. Der
macht gerade ein Snowboard t für die
Saison, als ein Anruf kommt, dass er
eine stehen gebliebene Uhr abholen
soll. Auch das macht Ra ael, er holt sie
nicht nur ab, er repariert sie auch. Mit
19 kam er durch eine Maßnahme des
Kateryna macht hier ihr Praktikum
Jobcenters hierher. Kurz darauf sagte
Klaus Henscheid ihm: „Du brauchst da
nicht mehr hingehen. Du bleibst hier!“
Das war vor 17 Jahren. Er machte seine
Ausbildung zum Verkäufer, lernte Skier
zu schleifen, Tennisschläger mit präzi-
ser Digitaltechnik zu bespannen und
las sich an, wie man Uhren repariert. Im
Sommer arbeitet er hauptsächlich an
Fahrrädern. Im vorderen Bereich küm-
mern sich Uwe und Praktikantin Kate-
ryna derweil um die vier Wochen alten
Meerschweinchen. Während alle im
Laden aus Steele kommen, stammt Ka-
teryna aus der Ukraine und lernt gera-
de erst Deutsch. Die Meerschweinchen
versteht sie auch so. Mit einem Kopf Sa-
lat unter dem Arm kommt Ulla herein.
Raael kam über eine Auch sie gehört zur „Henscheid-Fami-
Maßnahme des Jobcenters lie“. Die otte Rentnerin lebt schräg ge-
zu Henscheid und blieb genüber auf 47 Quadratmetern. „Dort
ist es zu eng, um Tiere zu halten“, sagt
sie. Deshalb kommt sie her. Jeden Tag,
Jeder, der in Steele aufgewachsen ist, auf der schaukelnden Rakete. Ela Krau- im Sonntagskleidchen auf der Rakete. Henscheid betritt, wird überrascht. nisbällen, gibt es junge Meerschwein- seit 40 Jahren. Fiepend laufen ihr die
hat die gleiche Erinnerung. Als Kind se arbeitet seit 27 Jahren bei Henscheid, Die Tiere sind heute im Inneren des Nicht nur vom beeindruckenden Ange- chen, gut gelaunte Sittiche, schlafende Schweinchen im Kä g entgegen und
vor dem Schaufenster des kleinen dem Fachhandel für Fischskihasenan- Geschäfts, im Fenster sieht man noch bots-Mix aus Zoobedarf, Antiquitäten Hamster und Aquarien voller Fische verputzen ihre Salatblätter. „Das hier ist
Eckladens zu stehen und staunend den tikbuchpapageienkruzifixsämereien. die ursprüngliche Kä gkonstruktion, und Sportgeräten, sondern auch davon, bis unters Dach. Und hinter der eke der einzige Ort, wo man von der Mut-
Meerschweinchen und Kaninchen zu- Auch Ela stand als Kind hier vor dem doch sie wird nun von Antiquitäten dass das so winzig anmutende Lokal Ela. Weiter hinten nehmen die Anti- ter Gottes bis zum U-Boot alles ndet“,
zusehen, die dort herumhoppelten. Schaufenster. „Zeig mal das Foto“, ruft bewohnt. Die alte Schaukel-Rakete ist mit jedem Schritt, den man hineintut, quitäten zu. Uwe Brammen nimmt uns lacht sie. Ulla hat hier scheinbar noch
Darüber Kä ge voll unterschiedlicher Klaus Henscheid im Vorbeigehen. Und mittlerweile ein Pferd. Auf dem reitet größer zu werden scheint. Im Eingang mit in einen Raum, wo die Ölgemälde viel mehr gefunden.
Vögel. Und schließlich, wenn die Eltern tatsächlich zückt sie ihr Handy und nun Elas Enkel, auch davon hat sie ein der Zoobereich. Gerahmt von Holz- schließlich Platz für Fahrräder machen. 1956 erö nete Klaus Henscheids Mut-
das nötige Kleingeld einwarfen, ein Ritt zeigt ein Bild von ihr als Vierjähriger Bild parat. Wer den Laden von Klaus skulpturen, alten Kameras und Ten- Dahinter stapeln sich Regale mit Ski- ter an der Friedenskirche ein Zooge-
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