Page 57 - Essen_Magazin_2023_02
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SPORT
Wie hat Dich eigentlich das Hockey-Fieber Toll wäre ein kleiner Hype wie bei der Bas-
gepackt? ketball EM 2022.
Mein Vater hat auch Hockey gespielt, da Ein Blick auf Essen. Mit Blick auf die Ta-
war es nur logisch, dass auch ich viel Zeit bellen hat der ETuF seine fast schon ewige
an den Wochenenden auf der Hockeyan- sportliche Vormachtstellung abtreten müs-
lage verbringen würde. Er war auch lange sen, gibt es hier einen Wachwechsel?
mein Trainer und ich konnte früh viel ler- Hockey wird seit weit über 100 Jahren ge-
nen. spielt und wir sprechen hier von sehr tra- Da macht schon das
Und dann? ditionsreichen Vereinen, da ist eine Delle Gespräch Lust aufs
Ich konnte sogar zwei Jahre Bundesligaluft von ein paar Jahren – zum Glück! – nicht Hockeyspielen: Der Reporter
in Mülheim schnuppern, aber sonst bin entscheidend, aber ja, der HC Essen und mit ersten Übungen
ich meinem ETB treu geblieben. auch der ETB SW Essen konnten jüngst fürs Ballgefühl
Wann hat Dich denn das „Trainer-Virus“ die Herren Mannschaft des ETuF hinter
infiziert? sich lassen. Und auch im Jugendbereich
Mit 14. Das ist im Hockeysport, insbe- konnte der HCE jüngst einige Erfolge in
sondere beim ETB, nicht unüblich. Es hat der leistungsorientierten höchsten Spiel-
superviel Spaß gemacht, das Erlernte wei- klasse erringen. Da wird sehr vieles richtig
terzugeben und ich profitiere heute noch gemacht!
unglaublich von allem, was ich dabei ge- Wie ist es um den Hockeysport insgesamt
lernt habe. bestellt?
Auch als Trainer hast Du es bis in die Bun- In Essen haben wir vier Vereine, den ETuF,
desliga geschafft und den Gladbacher HTC den HC Essen 99, HTC Kupferdreh und
trainiert. War das Dein großes Ziel? eben den ETB SW Essen. Der jüngste von
Derart professionell und leistungsorien- ihnen feiert in diesem Jahr 100-jähriges
tiert arbeiten zu dürfen, macht natürlich Bestehen. Und obwohl die Anlagen der
ungemein Spaß, meine Ziele orientieren Vereine räumlich – aufgrund historischer
sich aber stets an den Athlet*innen, mit de- Gegebenheiten – recht nah beieinander
nen ich arbeite. Ich möchte ihnen gerecht liegen, gibt es ein gutes Miteinander. Man
werden und ihnen dabei helfen, das für sie kennt sich und seine Eigenarten und man
empfundene Optimum zu erreichen. schätzt sich. So haben sich die Vereine
Wie stark war der Schmerz, aufhören zu unterschiedliche Profile zugelegt. Neben
müssen? der reinen sportlichen Ausbildung geht
Wir haben nach dem ersten Kind noch ein- es schließlich auch um die Vermittlung
mal Zwillinge bekommen. Das Traineramt von Werten über den Sport hinaus, die alle
läuft ja komplett neben dem Beruf, daher Verein hochhalten.
ging es einfach nicht mehr, vor allem mit Persönlich trainierst du wieder im ETB SW
den Reisen zu den Spielen am Wochen- Essen, aber keine Herren oder Damen, son-
ende. Den größten „Schmerz“ bereitet mir dern Mädels unter 8, warum?
dabei, dass die in dieser intensiven Zeit Für mich muss die Energie zwischen mir
geknüpften menschlichen Beziehungen und der Mannschaft einfach stimmen.
abkühlen, aber zum Glück in vielen Fällen Und als ich das erste Training der Mädels
nicht verschwinden. Das zeigt mir, dass gesehen habe, hat es mich direkt gepackt
einiges ganz gut lief und ich neben dem und ich wollte mit ihnen arbeiten, ihnen
Spieler auch die Person erreichen konnte. etwas beibringen, ihnen helfen, diesen
Dafür wurde das Hobby zum Beruf, Du tollen Sport für sich zu entdecken.
arbeitest als Geschäftsführer des Westdeut- Was ist für Dich das Besondere am Hockey-
schen Hockey-Verbandes, sicher einer ganz sport?
anderen Tätigkeit … Hockey bedeutet für mich ein Stück Zu-
Es ist schon toll, sein Hobby zum Beruf zu hause, das ist wie eine große Familie und
machen. Das eint uns in unserer kleinen, es ist auch egal, ob Du gut oder schwächer
feinen Geschäftsstelle. Und so geben wir bist. Jeder Verein in Deutschland nimmt
alles, um unsere Vereine zu unterstützen, Dich auf, da wirst Du sofort integriert. Na-
wo wir nur können. hezu jeder Hockeyverein verfügt über eine
Die deutschen Herren wurden in diesem eigene Anlage nebst Clubhaus und somit
Jahr Weltmeister. Löst so etwas einen Ho- über ein konkretes sportliches und außer-
ckey-Boom aus? sportliches Zuhause. Hier werden Ver-
Da die mediale Berichterstattung in frei sammlungen und Besprechungen, Feste
zugänglichen Formaten sehr überschau- und Feiern gemeinsam begangen. Sobald
bar war, ist bisher kein WM-Boom zu ver- ich (m)eine Hockeyanlage betrete, verän-
zeichnen. Von der EM in Mönchenglad- dern sich die Prioritäten. Was zählt, ist ein
bach erhoffen wir uns ein größeres Echo. gutes Miteinander und der Hockeysport.
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