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JUNG IN ESSEN


                                            „Wir nehmen ganz oft bekannte Kinder-
                                            spiele und switchen die um zu Spielen
                                            mit Feuerwehrbezug. So wird aus Topf-
                                            schlagen eine Person im verrauchten
                                            Raum  nden“, erzählt Anke, „wir üben
                                            aber auch so wichtige Dinge wie einen
                                            Notruf richtig absetzen.“ „Oder die Kin-
                                            der löschen mit einer Kübelspritze in
                                            einer Holzhausfassade ‚Brände‘“, be-
                                            richtet Diana, „da kippen dann Flam-
                                            men aus Holz mit Klappmechanismus
                                            um, sobald sie das Wasser tri t.“ Eine
                                            Kübelspritze ist ein kleiner Feuerwehr-
                                            schlauch, der an einem Behälter mit
                                            Handpumpe hängt und nicht an einem
                                            Hydranten. Den Kindern gefällt es hier
                                            sichtlich. Luke will auf jeden Fall schon
                                            mal Feuerwehrmann werden. Seine
                                            Kollegin Emma ist neun und  kann es,
                                            genau wie er, gar nicht erwarten, nach
                                            dem Sommer endlich zur Jugendfeuer-  Im Kinder-Einsatzfahrzeug sind alle
                                            wehr zu gehen. Die leitet Ankes Sohn   wichtigen Sachen vorhanden
                                            Timo. „Ich möchte das später als Hobby
                                            machen“, erklärt Emma, „weil ich es toll
                                            und faszinierend  nde, jeden Tag mit
                                            Feuer zu tun zu haben und die Gemein-
                                            schaft der Feuerwehr zu erleben.“ Ihre
                                            Sätze sind so druckreif, man könnte mei-
                                            nen, dass sie Pressesprecherin werden
                                            will, aber Emma hat andere Pläne. „Ich
                                            will auf jeden Fall was machen, wo ich
                                            Menschen  helfen  kann.  Ich  will  Ärztin
                                            werden und vielleicht mal eine Zeit lang
                                            auf einem Rettungswagen mitfahren.“
                                            Ganz schön konkrete Vorstellungen hat
                                            sie. Kein Wunder, ihre Mama ist auch
 Mit Blaulicht und eigener Fahrzeugflotte fahren Luke (ganz rechts) und seine Freunde von der Kinderfeuerwehr zum nächsten Einsatz  Ärztin, sie arbeitet als Unfallchirurgin.   Mit dem schweren Feuerwehrhelm auf
                                            „Am besten  nde ich bei der Kinderfeu-  dem Kopf rollt Emma den Schlauch auf
                                            erwehr, dass ich ganz viele Gerätschaf-
 Bei der Freiwilligen Feuerwehr in Burg-  drauf. Alle sind ganz aufgeregt, weil  zehn Anwärter zählt die Truppe aktu-  feuerwehr geboren. Dafür mussten die  ten kennenlerne“, erzählt Emma und
 altendorf ist schwer was los. Ganz viele  heute  das  Essen-Magazin,  also  wir,  zu  ell, dabei sind fast genauso viele Mäd-  beiden aber erst mal selbst Feuerwehr-  ihre Augen  blitzen  neugierig,  „ich  will
 große und kleine Feuerwehrleute sind  Besuch sind. Dann klatscht Feuerwehr-  chen wie Jungen an Bord. Sie alle sind   frauen werden. Bei einer sogenannten  unbedingt mal einen Einreißhaken be-
 hier, viel mehr als in Pontypandy. In der  frau Diana in die Hände und ruft, dass  zwischen sechs und zehn Jahre alt und   Freiwilligen  Feuerwehr  arbeiten  Men-  nutzen.“ Was das ist? „Damit kann man
 großen Halle steht ein riesiges Feuer-  sie sich aufstellen sollen. Blitzschnell  viele ihrer Eltern und Geschwister sind   schen, die eigentlich einen ganz ande-  eine Decke runterkloppen oder eine Tür
 wehrauto, Schläuche hängen von der  herrscht Ordnung. Bei einem Einsatz  auch bei der Feuerwehr. So auch Lukes   ren Beruf haben, freiwillig nebenbei als  aufmachen“, erklärt sie. „Das machen
 Decke. Wir gehen an ganz vielen Spin-  müssen Feuerwehrleute ganz schnell  ganze Familie. Er ist zehn Jahre alt und   Feuerwehrleute. Trotzdem brauchen sie  wir bei der Kinderfeuerwehr aber noch
 den  vorbei,  da  hängen  die  Uniformen  bereitstehen, wie jetzt. Heute heißt der  wechselt bald von der Kinderfeuer-  natürlich auch dafür eine Ausbildung.  nicht!“, wirft Diana schnell mit großen
 der Feuerwehrleute drin. Jetzt wohl eher  Einsatz zum Glück nur Fototermin. Die  wehr zur Jugendfeuerwehr. Sein Bruder   Anke und Diana haben diese durch-  Augen ein. Das hat Emma bei „Feuer
 nicht, denn alle Feuerwehrleute hier  Kinderfeuerwehr fährt natürlich noch  Tim ist schon 18. Er war auch bislang in   laufen und sind nun beide freiwillige  und Flamme“, einer Feuerwehrsendung
 tragen bereits Uniform, in den Spinden  nicht zum Feuerlöschen hinaus, aber  der Jugendfeuerwehr und macht nun   Feuerwehrfrauen. Insgesamt sind sie  im Fernsehen gesehen.
 hängt nun ihre Straßenkleidung. Neben  die Jungs und Mädels tre en sich alle  eine Ausbildung zum Berufsfeuerwehr-  hier in Burgaltendorf 55 Feuerwehrleute  Um den Nachwuchs für Notfallsituatio-
 dem großen Feuerwehrwagen ist viel  zwei Wochen freitags nachmittags und  mann. Papa Lars ist der Einheitsführer   und dazu noch 24 in der Jugendfeuer-  nen brauchen sich die Burgaltendorfer
 Platz. Hier steht ein kleines Einsatzfahr-  lernen spielerisch alles, was wichtig ist,  hier in Burgaltendorf und Mama Diana   wehr. Allein im letzten Jahr wurden sie  jedenfalls keine Sorgen zu machen, mit
 zeug zum Spielen und Lernen. Eine gan-  wenn man Feuerwehrmann oder -frau  war diejenige, die zusammen mit Anke   zu 170 Einsätzen gerufen. Ganz schön  der Kinderfeuerwehr wächst stetig eine
 ze Schar Kinder  itzt geschäftig drum  werden will. Dabei sind sie Pioniere,  die Idee zur Kinderfeuerwehr hatte. An-  gut, wenn sich so viele Leute neben Job  neue Generation von Rettern für alle
 herum, manche zu Fuß, manche in Kin-  denn sie sind die erste und bislang ein-  kes Mann und Sohn Timo sind – Über-  und Familie freiwillig engagieren. Dia-  Lebenslagen heran.
 der-Feuerwehrautos zum Treten. Ein  zige Kinderfeuerwehr in ganz Essen.  raschung – natürlich auch Feuerwehr-  na, Lukes Mama, ist eigentlich Integra-
 paar tragen kleine Sauersto  aschen  Das  fand  Oberbürgermeister   omas  männer. „Wir müssen uns auch mal   tionshelferin an einer Förderschule und   Kinderfeuerwehr Burgaltendorf
 auf dem Rücken wie Taucher. Auch die  Kufen so toll, dass er gleich ihr Schirm-  tre en“, hatten sich die beiden Mütter   Anke arbeitet als kaufmännische Ange-  Infos und Anmeldung  Tanzen gehört auch zur Ausbildung,
 Kinder tragen Uniform, dunkelblaue  herr wurde. Und ganz schön viele sind  gesagt,  „am  besten  mit den  Kindern.“   stellte in einem Büro, aber freitags bil-  ‚-burgaltendorf.de  die Kinderfeuerwehr bei der „Schlauch-
 T-Shirts und Kappen mit ihren Namen  sie auch schon. Elf feste Mitglieder und  Und schon war die Idee zur Kinder-  den sie nun kleine Feuerwehrleute aus.   gymnastik“



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